Full text: Alte Geschichte (1. Bdchen)

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Aötius entgegen. Hier kam es zu einer furchtbar blutigen 
Schlacht. Es war ein Kampf der gesitteten Welt gegen die 
rohe Barbarei, welche die kaum aufgesproßte Blüte christlicher 
Bildung wie ein Nachtfrost zu zerknicken drohte. Alle Völker von 
der Wolga bis zum atlantischen Ocean waren hier ver¬ 
sammelt. 
Es war im Jahre 451 an einem Herbsttage, als die 
große Schlacht geliefert wurde. Auf Seiten der Verbündeten 
nahm Theodorich mit feinen Westgoten den rechten Flügel ein, 
Aötins mit den Römern den linken; Sangipan mit seinen 
Alanen stand in der Mitte. Auf feiten der Hunnen standen 
die Gepiden auf der einen Seite, die Ostgoten auf der andern, 
Attila in der Mitte. Beide Armeen fochten mit Heldenmut. 
Schon waren die Reihen der Römer durchbrochen und Theo¬ 
dorich gefallen, da warf sich der gotische Prinz Thorismnud 
auf die Hunnen, und der Sieg der Verbündeten war entschieden. 
Attila mußte sich in sein Lager zurückziehen. Er ließ in der 
Wagenburg einen Scheiterhaufen errichten, um sich im Falle 
der äußersten Not zu verbrennen. Aber seine Feinde blieben 
ruhig. 200 000 Menschen waren auf beiden Seiten gefallen. 
Die Westgoten bestatteten ihren gefallenen König und kehrten 
in ihr Reich zurück. 
Auch Attila ging nach Ungarn zurück. Aber schon im 
folgenden Jahre (452) fiel er in Italien ein. Er erstürmte 
und zerstörte die feste Stadt Aquileja und verheerte noch andre 
Städte Oberitaliens. Die Bewohner derselben flohen auf die 
kleinen Inseln des adriatischen Meeres und legten den Grund 
zu der Stadt Venedig. Schon rückte Attila auf Rom zu. 
Da kam ihm der greise römische Bischof Leo I. (der Große) 
an der Spitze einer Gesandtschaft entgegen und bewog ihn 
durch feine Vorstellungen, umzukehren. 
Im Jahre 453 hielt Attila Hochzeit mit der schönen Jldiko 
von Burgund. Diese stieß ihm den Rachestahl ins Herz. Bei 
seiner Leichenfeier ritten die Hunnen mit abgeschnittenen Haaren 
und zerfetzten Gesichtern um den in einem Prachtzelt ausge¬ 
stellten Leichnam ihres großen Königs. Dann legten sie ihn 
in einen goldenen Sarg, den ein silberner und zuletzt ein eiserner 
umschloß. Die Sklaven, welche das Grab gegraben hatten, 
wurden getötet, damit niemand die Ruhestätte des Eroberers 
erfahre. 
Nach feinem Tode zerfiel fein Reich unter seinen Söhnen. 
Die unterjochten Völker erhielten ihre Freiheit wieder. Die
	        
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