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Dieselben Boten baten auch die Bewohner der Insel Kor-
cyra um Hilfe. Die Korcyräer bemannten zwar 60 Schiffe
und segelten nach dem Peloponnes, dort aber hielten sie auf
hoher See vor Anker, um erst den Ausgang des Kampfes ab¬
zuwarten, und im Falle, daß die Perser siegten, sich die Gunst
des Xerxes zu verschaffen. Die Kreter versagten einem Orakel¬
spruch zufolge allen Beistand.
So waren es denn außer Athen noch die Insel Ägina,
Korinth, Epidanrns, Lacedämon nnd einige andere Staaten,
welche Schiffe lieferten. Die Flotte belief sich auf 271 Schiffe,
von denen die Athener allein 127 gestellt hatten. Ihnen
hätte daher die Anführung der Flotte gebührt, da aber die
Lacedämonier diese wünschten, so gaben die Athener, denen
die Rettnng des Vaterlandes am Herzen lag, nach, und der
Spartaner Eurybiades ward Oberbefehlshaber der Flotte,
die nach dem Vorgebirge Artemisinm bei Euböa segelte, um
sich der nahenden persischen Flotte entgegenzustellen.
Da aber die Griechen durch einen Boten erfuhren, daß
Leonidas mit seinen Spartanern gefallen sei, zogen sie sich
zurück. Sie segelten nach Salamis an der Küste von Athen.
Während der Peloponnes durch eine Maller auf dem Isthmus
befestigt wurde, bewirkte Themistokles, daß alle waffenfähigen
Bürger Athens die Schiffe besteigen, die wehrlosen aber sich
flüchten sollten. Die Menge gehorchte mit schwerem Herzen;
sie glaubte kein Glück mehr zu haben, wenn sie die Heilig¬
tümer der Götter und die Gräber der Väter preisgegeben hätte.
Doch die Männer blieben fest bei den Thränen und der Um¬
armung ihrer Frauen und Kinder und setzten nach der Insel
Salamis über. Sogar die Haustiere folgten. Ein Hund
stürzte sich ins Meer uud schwamm dem Schiffe seines Herrn
nach; als er die Küste erreichte, fiel er tot nieder.
Unterdes waren die Perser durch Böotien nach Attika
vorgerückt, uud kaum hatten die Athener ihre Stadt verlassen,
so kam Xerxes mit seinen Scharen, plünderte die Stadt und
zündete sie daun an. Jetzt nahte auch die große persische
Flotte. Vielen Griechen entsank der Mut, sie wollten in der
nächsten Nacht entfliehen. Da kam Themistokles auf eine kühne
List. Er schickte einen treuen Sklaven zu 3: er £ es und ließ ihm
sagen: „Die Griechen wollen aus der Bucht von Salamis
entfliehen. Jetzt hast du noch alle beisammen. Komm und
schließe sie ein, und die ganze Flotte ist in deinen Händen!"
Xerxes folgte dem Rate und umschloß uoch an demselben