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bis zum Hellespont und die Hand der königlichen Tochter.
„Was meinst du?" fragte Alexander den Parmenio. „Ich
würde es thun, wenn ich Alexander wäre!" antwortete dieser.
„Ich auch, wenn ich Parmenio wäre!" erwiderte Alexander
lächelnd. Mit stolzer Verachtung wies er den Friedensantrag
zurück, versprach jedoch dem Könige eine ehrenvolle Behandlung,
wenn er zu ihm käme. Sonst würde er ihn aufsuchen.
Noch einmal wollte Darms sein Glück versuchen. Er
hatte ein wahres Völkerheer von 800 000 Mann mit 200 Sichel¬
wagen und 15 Elefanten zusammengebracht, dem Alexander
kaum 50000 Mann entgegenstellen konnte. Zwischen Gauga-
mela und Arbela trafen die Heere aufeinander. Die mace-
donischen Feldherren waren betroffen über die große Zahl der
Feinde und rieten am Abende vor der Schlacht ihrem Könige,
die Perser lieber in der Nacht anzugreifen. Alexander aber
antwortete mit stolzer Zuversicht: „Nein, stehlen will ich den
Sieg nicht!" Sorglos begab er sich zur Ruhe. Am andern
Morgen weckte ihn Parmenio und sprach verwundert: „Du
schläfst so fest, o König, als wenn du schon gesiegt hättest!"
„Und haben wir denn nicht gesiegt," war Alexanders Ant¬
wort, „da wir den Darius vor uns haben?" Der Kamps war
sehr blutig; die Perser fochten wie Verzweifelte, aber Alexanders
Kriegskunst siegte.
Durch den Sieg bei Gaugamela wurde Alexander Herr
des großen persischen Reiches. An Widerstand war nun nicht
mehr zu denken. Alexanders Soldaten durchzogen das weite
Perserland nach allen Richtungen und machten in den Haupt¬
städten Babylon, Susa, Persepolis und Ekbatana unermeßliche
Beute. Der geschlagene Darius floh, aufgejagt und verfolgt,
von einem Ort zum andern. Beim Verfolgen kam Alexander
mit feinen Soldaten in eine Wüste, wo das Wasser gänzlich
mangelte. Endlich brachte ein Soldat dem Könige etwas
Weiss er in feinem Helme. Als er aber sah, daß seine Sol¬
daten ebenso vor Durst lechzten wie er, goß er das Wasser
aus. Die Soldaten riefen voll Bewunderung über die Ent¬
haltsamkeit des Königs aus: „Wir sind nicht müde, nicht durstig,
auch nicht sterblich, wenn ein solcher König uns führt!"
Der flüchtige Darius wurde endlich von feinem eignen
Statthalter in Baktrien, Beffus hieß der Treulose, gefangen
genommen und fortgeführt. Als Alexander dies hörte, jagte
er dem Verräter nach. Als dieser die Verfolger bemerkte,
brachte er feinem Könige mehrere Dolchstiche bei und jagte