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Stadt bauen mögen, die nicht nur unter des Herrn Hut stehe, 
sondern deren Einwohner alle auch unter des Herrn Hut stehen. Sem 
Wunsch ging rasch in Erfüllung. Vier Jahre darauf hatte Herrnhut 
schon 300 Einwohner. 
In Verbindung mit seinem Pastor entwarf nun Zinzendorf eme 
Gemeindeordnung und stellte in derselben die Grundsätze auf, nach 
denen das gemeinsame Leben im Glauben und in der Liebe Christi 
geregelt werden sollte. Er brachte es auch dahin, daß die Gemeinde 
sich zur Angsburgischen Konfession bekannte; denn, meinte er, wenn die 
Brüder in der Kirche für das Reich Gottes wirken wollen, so dürfen 
sie nicht als eine Sekte auftreten und von der Kirche sich trennen, 
sondern müssen in ihr bleiben. 
Aus diesem Streben, die Gemeinschaft mit der Kirche zu erhalten, 
trat er selbst nach einer dreitägigen theologischen Prüfung in den geist¬ 
lichen Stand, und einige Jahre darauf weihte ihn der Oberhofprediger 
des Königs Friedrich Wilhelm I. auf dessen Befehl in Berlin zum 
Bischof der mährischen Kirche. Nun stand er da als geistliches Ober¬ 
haupt der erneuerten Brüderkirche und zugleich als rechtgläubiger 
lutherischer Pastor, der in der Kirche war und ein Recht hatte, in ihr 
zu wirken. 
Und dies hat er gethan in einer geradezu staunenswerten Weise, 
fast wie der Apostel Paulus. Weil er, wie dieser, an des Herrn 
Gnade sich genügen ließ, so hat er auch erfahren, daß seine Kraft in 
den Schwachen mächtig ist. In einem Briefe aus dem Jahre 1736, 
in welchem er aus seinem Vaterlande ausgewiesen wurde, schreibt er: 
Ich bin in diesem Jahre etwas über 1000 Meilen herumgereist, teils 
auf der Post, teils auf gemeinen Landkutschen, teils zu Fuße. Auf den 
Fußreisen habe ich einen gar innigen und unaussprechlichen Umgang 
mit dem Freunde gehabt, mit dem ich oft zehn Stunden lang in einem 
fortgeredet habe. Ich bin ein Uhr fortgereist, wenn ich zu thun hatte, 
und dann noch vier bis fünf Meilen gegangen. Ich habe mich in den 
kurzen Tagen oft bis elf oder zwölf in der Nacht, oder frühmorgens 
noch mit oder ohne Boten auf der Wanderschaft befunden, und der 
Heiland hat mir gut fortgeholfen, und Furcht und dergleichen ist mir 
nicht eingefallen. Am Nötigsten zum Durchkommen hat es mir noch 
nicht gefehlt; doch hat mich feine Liebe dieses Jahr empfinden lassen, 
was Armsein, was Hungern, was Kleiderversetzen, was Garnichtsmehr¬ 
haben und unter stockfremden Leuten Sein heißt, die einem auch auf 
solche Pfänder, die man vom Leibe hergiebt, nichts borgen wollen, ja 
anfahren und um der Armut willen übel traktieren, und wenn man 
keinen Thee bei sich hätte, gar nichts zu essen und zu trinken geben. 
In solcher Weise hat Zinzendorf fast alle Länder Europas bereist, ist 
auch zweimal in Amerika gewesen, das eine Mal in Westindien, das 
andere Mal in Pennsylvanien, von wo ans er auf unwegsamen Pfaden 
drei Reisen zu den wilden Indianern gemacht hat. Was ihn getrieben 
hat, dies alles zu thun und zu leiden, sagt er selbst: Ich habe eine 
Passion, die ist Er, nur Er. 
Am 10. Mai 1760 ging Zinzendorf ein zu seines Herrn Freude.