Full text: Neuere Geschichte (3. Bdchen)

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Die Unruhen wurden jedoch leicht unterdrückt. Der Bruder 
des Königs, der Herzog von Cambridge, trat als Friedens¬ 
stifter auf und gab 1833 eine Verfassung, die jedoch Ernst 
August, als er 1837 Köuig geworden war, wieder aufhob. ^ 
Hiermit aber noch nicht zufrieden, fann die Bewegungs¬ 
partei in Deutschland auf neue Pläne, von denen einer am 
3. April 1833 zur Ausführung gebracht wurde. Eme Anzahl 
meist junger Leute stürmte die Konstablerwache zu Frankfurt 
und suchte den Bundestag auseinanderzutreiben. Allem die 
Tumultuanten wurden zurückgeschlagen und in strenge Haft ge¬ 
bracht. Nun war zwar in Deutschland Ruhe: aber von den 
meisten Regierungen, namentlich der beiden größten Staaten 
Österreich und Preußen, wurde die Entwickelung freien poli¬ 
tischen Lebens unendlich erschwert. Nun trat „m den beiden 
Staaten ein Regierungswechsel ein, indem in Österreich nach 
dem Tode Franz I. 1835 Ferdinand I. und in Preußen nach 
dem Tode Friedrich Wilhelms III. 1840 Friedrich Wilhelm IV. 
den Thron erhielt. Aber die Aussicht für die Zukunft gestaltete 
sich nicht besser, zumal Friedrich Wilhelm IV. 1847 bei dem 
Zusammentreten der Provinzialstände die bestimmte Erklärung 
abgab, daß er in eine Beschränkung des monarchischen Prinzips 
nie willigen werde. Im Jahre 1848 brach auch über Deutsch¬ 
land ein großer politischer Sturm herein. 
25. Ludwig Philipp von Frankreich. 
Ludwig Philipp, Herzog von Orleans, war geboren am 
6. Oktober 1773. Sein Jünglingsleben fiel also in tue Zeit der 
Revolution. Er mußte Frankreich verlassen. Nach einem 
vielbewegten Leben kehrte er 1814 nach Frankreich zurück und 
lebte auf seinem Landgute Neuilly als Privatmann, bis ihn 
die Revolution von 1830 aus seinem Stillleben herauszog 
und aus den Thron brachte. Und wirklich verstand der 
Bürgerkönig eine Zeitlang mit Geschick zu regieren. Aber der 
Königsthron stand auf einem Vulkan, der jeden Augenblick 
auszubrechen drohte. , 
Der Grundgedanke Ludwig Philipps und seines Ministers 
Guizot war die richtige Mitte zwischen den Parteien zu hal¬ 
ten; er wollte weder das Königtum von Gottes Gnaden, das 
zum Despotismus führte, noch die Volksherrschaft. Daß der 
König aber sich auf die Klaffe der Besitzenden (bourgeois) 
stützte, das erregte den Neid der Besitzlosen, die auch ihr 
Recht zur Wahl der Abgeordneten haben wollten. Zu wieder¬ 
holten Malen wurde daher in Frankreich und besonders in
	        
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