Full text: Neuere Geschichte (3. Bdchen)

I 
— 123 — 
eine Konvention zustande kam, wonach sich Napoleon, gegen 
Bürgschaft für die Unabhängigkeit des römischen Stuhles, 
verpflichtete, seine Truppe» innerhalb zweier Jahre aus Rom 
zu ziehen. Der Papst antwortete darauf mit der Eneyklika 
und dem Syllabns, worin er die neuen religiösen und politischen 
Grundsätze verwarf. Infolge der Konvention wählte Viktor 
Emannel Florenz zur Hauptstadt des Reiches. 
Doch auch Venetien sollte dem jungen Königreiche nicht 
vorenthalten bleiben. In dem großen deutschen Kriege 1866 
war Italien Preußens Bundesgenosse. Die blutige Schlacht 
bei Custozza (24. Juni) hatte zwar die Folge, daß die 
Italiener ein ferneres Vorrücken ausgeben mußten, und der 
Seekampf bei Lissa (20.„Juli) fiel «och ungünstiger für 
diese aus. Trotzdem trat Österreich infolge der preußischen 
Siege Venetien an Napoleon ab, und dieser schenkte es Viktor 
Emannel. 
Nur der verkleinerte Kirchenstaat, beschützt von französischen 
Truppen, blieb dem Papste. Als aber im Dezember 1866 
die fremden Krieger aus Rom nach der Küste abzogen, erhob 
sich Garibaldi, um auch diesen Landstrich für das Königreich 
Italien zu erobern. Schon rückte er auf Rom los; da traten 
ihm bei Mentana (am 3. Nov. 1867) die französischen uni) 
päpstlichen Truppen entgegen und vernichteten seine Scharen. 
So war die weltliche Herrschaft des Papstes durch fran¬ 
zösischen Schutz für jetzt gesichert, und Pins IX. konnte nun 
an die Ausführung eines Lieblingsplanes denken. Er berief 
zum 8. Dezember 1869 ein großes Konzil nach Rom, um 
über die Befestigung des Glaubens, der Kirche und der Macht 
des Papstes zu beraten. Dasselbe sprach sogar am 14. Juli 
1870 die Unfehlbarkeit (Jnfallibilität) des Papstes ans. Doch 
wurde der Glanz der päpstlichen Macht bald getrübt. Als 
infolge des deutsch-französischen Krieges 1870 die Franzosen 
den Kirchenstaat verließen, um in Frankreich zu kämpfen, 
wurde derselbe am 20. Sept. von italienischen Truppen besetzt 
und dem Königreiche Italien einverleibt. Dem Papste blieb 
nur noch ein kleiner Teil der Stadt Rom. 
30. Alexander II. von Rußland. 
Frankreich hatte seit alten Zeiten ein Schutzrecht über die 
Katholiken in Palästina. Dieses machte Napoleon III. bei 
einem zwischen den römischen und griechischen Katholiken aus¬ 
gebrochenen Streite geltend. Er erlangte bei der Pforte 
mehrere Vergünstigungen für die römischen Katholiken. Kaiser
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.