Object: Illustrierte preußische Geschichte

46 Erster Zeitraum. 
Kurfürst dem in der Schlacht am Weißen Berge bei Prag besiegten Könige 
Friedrich V. von Böhmen, seinem Schwager, den längeren Aufenthalt in der 
Mark. Trotzdem ächtete der Kaiser den Markgrafen Johann von Jägeru- 
dorf (S. 34), der Friedrich Y. unterstützt hatte, und gab dessen Land nicht 
dem erbberechtigten Kurfürsten, sondern behielt es für sich. Nicht einmal 
kleine feindliche Abteilungen vermochte der Kurfürst von dem Lande fern¬ 
zuhalten. Eine Schar Kosaken, welche der König von Polen Tilly zu Hilfe 
schickte, zog unter schrecklichen Verwüstungen mitten durch die Mark. Des¬ 
gleichen nahmen dänische Söldner ihren Weg nach Schlesien über Branden¬ 
burg, hausten dort wie Räuber und legten die Stadt Nauen in Asche. Alt¬ 
mark und Prignitz wurden von dem Söldnerführer Mansfeld schamlos aus¬ 
gesogen; trotzdem bewilligten die Stände nur 3000 Mann auf drei Monate, 
womit nichts genützt war. Auf Mansfeld folgte Wallenstein, der es noch 
ärger trieb als jener. Gustav Adolf von Schweden rückte im Kriege mit 
Polen ohne Erlaubnis durch Preußen und eroberte Pillan; ein ihm entgegen¬ 
gesandtes brandenbnrgisches Heer von 2000 Mann streckte die Waffen. Die 
kleveschen Länder waren teils von den Holländern, teils von den Spaniern 
besetzt. Hierdurch sowie durch das Auftreten der Dänen während ihres 
Turchzuges nach Schlesien verletzt, schloß sich Georg Wilhelm dem Kaiser an, 
um mit dessen Hilfe die Dänen zu vertreiben. Aber die neuen Freunde, 
Wallensteins Truppen, drückten das Land ärger denn zuvor und verlangten 
nicht nur Kost, sondern auch Sold. Wer sich weigerte, deu rohen Soldaten 
Kleidung, Nahrung oder Geld zu geben, wurde erschlagen. Schon damals 
sah man niedergebrannte, ausgeplünderte oder verlassene Dörfer; selbst in 
den Städten standen bereits viele Häuser leer. 
Durch das Restitutionsedikt von 1629, das die Reformierten vom 
Religionssrieden ausschloß und alle seit dem Passauer Vertrage (1552) ein¬ 
gezogenen geistlichen Güter für die katholische Kirche zurückforderte, wurde 
auch Georg Wilhelm bedroht; denn nicht nur die Bistümer Brandenburg, 
Selms und Havelberg, sondern auch das Erzbistum Magdeburg, wo sein 
Oheim Bistumsverwalter war, gehörten zu den einzuziehenden Gütern. Jetzt 
bedauerte er, aber zu spät, die evangelische Sache nicht besser unterstützt zu 
haben; dennoch schloß er sich dem Retter des Protestantismus, dem Schweden¬ 
könig Gustav Adolf, aus Besorgnis für Pomment nicht an; vielmehr gingen 
Brandenburg und Sachsen mit mehreren anderen Fürsten in Leipzig eilten 
Neutralitätsvertrag ein. Gustav Adolf besetzte Pommern, vertrieb die Kaiser¬ 
lichen aus Brandenburg und eilte, um die von Tilly hart bedrängte wichtige 
Festung Magdeburg zu entsetzen. Damit seilte Rückztigslinie nicht bedroht 
werde, zwang er den Kurfürsten, ihm Spandau einzuräumen; aber bevor 
die Schweden die Elbe erreichten, fiel Magdeburg (20. Mai 1631). Weder 
Alter noch Geschlecht wurde geschont; die mit Brennstoffen reichlich versehenen 
Häuser wurden — wohl von den Bürgern selber — in Brand gesteckt, und 
bald war die eben noch so Volk- und gewerbreiche Stadt ein Aschenhaufen. 
Von 36000 Menschen kamen nur 10000 lebend davon; außer dem Dome 
und dem Liebsrauenkloster blieben nur wenige Häuser erhalten. Statt dem 
nach Sachsen zurückweichenden Tilly zu folgen, besetzte Gustav Adolf auch
	        
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