Full text: Neuere Geschichte (3. Bdchen)

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3. Gustav Adolf. 
1. Sein Erscheinen in Deutschland.' Der französische 
Minister, Kardinal Richelieu, hatte, um Österreichs Übermacht 
Zu verhindern, deu Schwedenkönig Gnstav Adolf zum Kriege 
gegen den deutschen Kaiser bestimmt; doch dieser hatte bereits 
den Entschluß gefaßt, seinen protestantischen Glaubensgenossen 
in Deutschland zu Hilfe zu kommen. Auch hatte er einen 
Groll gegen den Kaiser, weil seine Gesandten beim Lübecker 
Frieden zurückgewiesen worden waren, und weil der Kaiser 
feine Verwandten, die Herzöge von Mecklenburg, ihrer Länder 
beraubt und den Polen gegen ihn Hilfe geleistet hatte. 
Gustav Adolf stand damals in der Blüte seiner Jahre, 
ein Heldengeist in einem kräftigen Körper. Seine breite Stirn 
beutete auf scharfen Verstand; seine Adlernase, die großen 
Augen und die wohltönende Stimme flößten Achtung und Ver¬ 
trauen ein. Mit einem ehrfurchtgebietenden Ernst verband er 
eine bezaubernde Freundlichkeit, lebendigen Glanben mit Mut 
und Tapferkeit. Nachdem er alles zur Überfahrt vorbereitet 
hatte, versammelte er die Stünde seines Reiches (20. Mat 
1630), um feierlich Abschied zu nehmen. Er ließ feinem vier¬ 
jährigen Töchterlein Christina huldigen. Dann fetzte er feinen 
Unterthanen auseinander, was ihn zum Kriege nötige, und 
schloß mit den Worten: „Ich sage euch allen mein zärtliches 
Lebewohl! Ich sage es vielleicht auf ewig/' Die Regent¬ 
schaft übertrug er dem Reichshofrat. 
Mit einem in früheren Kriegen wohlgeübten Heere von 
15000 Mann Kerutruppeu fchiffte er sich ein und landete am 
24. Juni 1630 an der pommerfchen Küste. Als er ge¬ 
landet war, kniete er im Angesicht feines ganzen Heeres nieder, 
dankte (Sott für die glückliche Überfahrt und flehte in inbrün¬ 
stigem Gebete um feinen ferneren Beistand. Als er die Augen 
seiner gerührten Offiziere voll Thränen sah, sprach er: „Weinet 
nicht, meine Freunde, sondern (betet! Je mehr Betens, je 
mehr Sieges! Fleißig gebetet ist halb gefochten!" Während 
im kaiserlichen Heere niemand nach Gott fragte, ließ Gustav 
Adolf zweimal täglich Gottesdienst im Lager halten. 
Gleich bei feinem Erscheinen wurde er vom entschiedensten 
Glück begünstigt. Während die Kaiserlichen von der Ostsee 
verjagt und die vertriebenen Herzöge von Mecklenburg wieder 
eingesetzt wurden, nötigte er den Herzog Bogislaw von Pommern 
zum Anschluß. Dann drang er, seine Feinde immer vor sich 
hertreibend, in raschem Siegeslaufe bis Brandenburg vor. 
Indes mehrere Fürsten, unter ihnen die Landgräfin von Hessen,
	        
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