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Hat dies mit großem Fleiß und sammelte einen reichen Schatz
von Kenntnissen in der Verwaltung.
Am Vermählungssest der Prinzessin Wilhelmine ließ der
Vater den Kronprinzen heimlich nach Berlin kommen, trat un¬
erwartet mit ihm in den Saal und führte ihn zur Königin
mit den Worten: „Da ist der Fritz!" Bald darauf gab ihm
der Vater ein Regiment und kaufte ihm das Lustschloß Rheins¬
berg bei Ruppin.
Hier lebte nun der Prinz, mit den Wissenschaften be¬
schäftigt, und sammelte um sich einen Kreis von Gelehrten und
Künstlern, iu deren Unterhaltung er treffliche Nahrung seines
Geistes und die beste Erholung fand. Friedrich war mit Vor¬
liebe den Franzosen, besonders dem Dichter Voltaire, zugethan
und eröffnete mit ihm einen Briefwechsel.
Den Vater stellte Friedrich dadurch zufrieden, daß sein
Regiment stets gnt imstande war. Alle Mißhelligkeiten, die
zwischen beiden obgewaltet hatten, waren vergessen. Kurz vor
seinem Tode rief der König, zu Thränen gerührt: „Mein
Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn zum
Nachfolger habe!"
3. Friedrichs des Großen Negierung. Friedrich II.
bestieg am 31. Mai 1740 den Thron in einem Alter von
28 Jahren. In den Regieruugsgeschäfteu entwickelte er eine
Thätigkeit, die alle in Erstaunen setzte. Da durch den strengen
Winter große Not im Lande entstanden war, ließ er sogleich
seine Magazine öffnen und Korn zu wohlfeilen Preisen ver¬
kaufen. Die von seinem Großvater gestiftete Gesellschaft der
Wissenschaften, die unter seinem Vater ganz verfallen war,
ließ er mit neuem Glanze ins Leben treten.
Er trat seine Regierung mit dem Vorsatze an, Preußen
zu einer Macht ersten Ranges zu erheben. Als nach Karls VI.
Tode der Kurfürst von Bayern mit seinen Ansprüchen auf
österreichische Länder hervortrat und der Erbfolgekrieg ent¬
brannte, machte Friedrich alte Ansprüche auf die schlesischen
Fürstentümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf geltend,
und es entbrannten die beiden schlesischen Kriege, durch welche
Friedrich in den Besitz fast ganz Schlesiens kam.
Nach Beendigung dieser Kriege widmete sich Friedrich mit
größtem Eifer den Regierungsgeschäften und war bemüht, die
Wunden, welche die Kriege seinem Lande geschlagen hatten,
zu heilen. Während er daher, um für vorkommende Fälle ge¬
sichert zu sein, seine trefflich organisierte Armee bis auf 150000
Mann steigerte, fanden an ihm Handel, Gewerbe, Industrie,