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b. Vergleich: Abraham übte Gastfreundschaft an den drei
fremden Männern. — Die Ritter gewährten das Gastrecht
auf ihren Burgen.
c. Gastfreundschaft sollen auch wir üben.
Kommt dir ins Haus ein fremder Gast,
Gib ihm so gut, als du es hast.
3) Rache.
a. Brüuuhild trachtete nach Rache an Siegfried. Kriemhild
trachtete nach Rache an den Burgunden. Hagen trachtete
nach Rache an Kriemhild und Siegfried. Dietrich von
Bern, übte Rache an Kriemhild. Sie alle suchten, selbst
die Übeltat zu vergelten. So war es Sitte bei unsern
Vorfahren. Für sie galt das Wort: Rache ist süß.
b. Wie sagt Gott von der Rache:
„Die Rache ist mein; ich will vergelten" —
spricht der Herr.
c. Welches andere Wort gilt von der Rache und ist auch
bei Hageu und Kriemhild eingetroffen?
Wer das Schwert nimmt,
soll durchs Schwert umkommen.
d. Welches Wort gilt uns zur Richtschnur?
Rächet euch selber nicht,
sondern gebet Raunt dem Zorne!
4) Haß. Hinterlist. Arglist.
Hagen haßt Siegfried.
Kriemhild haßt die Vurgundeu.
Hagen verrät Siegfried durch Arglist.
Hageu durchbohrt Siegfried von hinten.
Wohl steht dir das grade Wort,
wohl der Speer, der grade bohrt,
wohl das Schwert, das offen ficht
und von vorn die Brust durchsticht.
5) Treue.
Kriemhild bleibt treu ihrem Gatten. Rüdiger be¬
wahrt Gernot die Freundestreue. Hagen hält seinem
Könige und seiner Königin die geschworene Treue; als
Kriemhild Brünnhild beleidigt hatte, als es ins Hunnen¬
land ging, als es ans der Etzelsburg zum Kampfe kam —
er übt Treue bis in den Tod. Die Treue war die
höchste Tugend unserer Vorfahren; sie scheute selbst nicht
den Tod. Darum sagt der Dichter:
Vor allen eins, mein Kind, sei treu und wahr,
laß nie die Lüge deinen Mund entweihn!
Von alters her im deutschen Volke war
der höchste Ruhm getreu und wahr zu sein.