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eine Gegend, die noch heute meilenweit mit dem dichtesten Walde
bedeckt ist.
Es war der Teutoburger Wald1), den die Römer vor sich
hatten. Wohl mochte manchem römischen Soldaten das Herz
tlopfen, wenn er in diese düstere Landschaft hinabsah, wohl mochte
auch dem Barns eine düstere Ahnung aufsteigen von dem, was ihm
bevorstand, wenn er sich der Worte des Segest erinnerte, der ihn
vor Armin und seinen Mitverschworenen gewarnt. Und doch mußte
man in dieses Waldesdnnkel eintreten, wenn man seinem Ziele
entgegengehen wollte. Der Regen strömte vom Himmel herab
und weichte den fetten Boden auf. Bäume mußten gefällt, Wege
gebahnt, Brücken angelegt werden. Unmöglich konnte man den
ganzen Weg nach der Weser zurückmarschieren. Auch uach
irgend einer Richtung links oder rechts durchzubrechen, war nicht
möglich, weil nach beiden Seiten hohe Vergzüge den Weg ver¬
sperrten. Varns mußte die Längenrichtung der Berge innehalten.
Und so blieb denn gar keine andere Wahl, man mußte auf der
Südseite des Burgergebirges hinziehen. Es war auch gar nicht
mehr weit bis Iburg, keine l1/» Meile, und man war in der
westfälischen Ebene angelangt. Dann aber war man aller Schwierig¬
keiten des Marsches überhoben. Bereits konnte man, wenn der
Sturm die Wolken lichtete und auf kurze Zeit einen Durchblick
durch den Regen gestattete, wahrnehmen, wie in einiger Entfernung
nach Südwesten hin die südliche Gebirgswand sich wieder senkte
nnd einen Durchlaß zu gewähren schien. Das war der Paß von
Iburg. Warum sollte man aber auch in Sorge sein? Deutete
doch bisher keine Spur daraus hin, daß etwas Schlimmes bevor¬
stand. Kein Feind hatte sich bislang gezeigt. „Noch immer
herrschte der Friede." So wurde denn der Weg durch den Teuto¬
burgerwald angetreten. Indessen bald steigerten sich die Unbe¬
quemlichkeiten des Marsches; es waren Schluchten zu überwinden,
u. a. das Dütetal, Bäche und Tiefen zu überbrücken. Dazu wurde
der fette Lehm des Bodens infolge des Regens immer weicher und
im Walde klebrig. Der ganze Zug erstreckte sich mehr als eine
Meile in die Länge. Zwischen den engen Bergwänden kam das
vordere Ende des Heeres bereits in die Nähe von Iburg. Da
gewahrte man gerüstete germanische Krieger. Die Römer glaubten,
_ *) Knoke, „Kriegszüge des Germaniens", S. 152 ff., leitet den Namen
^entoburg aus Dütegebirge ab; die Düte ist der bedeutendste linke Sieben-
fluß der Hase; dieselbe entspringt etwa 1 Meile nordöstlich von Iburg, fließt
ans der Nordseite des Burgergebirges entlang und ergießt sich 1 Meile unter-
l)alb Osnabrück in die Hase. Die Bezeichnung „Teutoburger Wald", d. i-
Tüteburger- oder Töteburgerwald, die die Römer diesem Stück beilegten, ist
später auf den ganzen ausgedehnten Bergzug übertragen worden, ist also ein
spaterer geographischer Begriff, dem noch heutzutage im Volksmunde besondere
Namen für die einzelnen Abschnitte des Gebirgszuges gegenüberstehen.