80 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen Geschichte.
Schulwesen. Das Generallandschulreglement vom Jahre 1763
verlangte allgemeine Schulpflicht auch in den neuerworbenen Ländern;
dem Lehrermangel suchte man durch Gründung von Seminaren (m
Schlesien 6) einigermaßen abzuhelfen. Konsistorialrat Hecker in Berlin
erwarb sich um die Hebung des Schulwesens große Verdienste, ebenso in
Schlesien Abt Felbiger zu Sagan. Weniger als für die Volksschulen hat
Friedrich für die höheren Schulen getan, wenn auch feit 1771 Minister
von Zedlitz die altklassischen Studien der Gymnasien zu beleben ver-
suchte. In den katholischen höheren Lehranstalten Schlesiens durften die
Jesuiten auch nach der Aufhebung ihres Ordens als Weltpriester (Priester
des kgl. Schuleninstituts; dieses wurde 1787 aufgehoben) weiter unterrichten.
Am wenigsten geschah unter Friedrich für die Universitäten. Die Berliner
Akademie erhielt durch Maupertuis ein französisches Gepräge.
§ 46. Lebensweise des Königs. Nach dem zweiten Schleichen
Kriege hatte sich der König bei Potsdam das Lustschloß Sanssouci
gebaut, das er seitdem in jedem Sommer bewohnte. Hier hatte er
einen Kreis geistvoller Männer, dem auch Voltaire vorübergehend an-
gehörte, um sich versammelt. Als er aus dem Siebenjährigen Kriege
zurückkehrte, war er ein durch Sorge und Anstrengung früh gealterter
und verbitterter Mann; die meisten seiner alten Freunde waren ge-
storben, neue gewann er sich nicht mehr. Er pflegte die Musik, für die
freilich Berlin nicht eine ähnliche Heimstätte wurde wie gleichzeitig Wien,
und blieb der Poesie, Philosophie und Geschichte, seinen Lieblingsstudien,
treu. Er bewahrte sich seine Vorliebe für die französische Literatur und
bemerkte kaum, daß sich in Deutschland schon eine weit bedeutendere
Dichtung entfaltet hatte. Bezeichnend für feine Entfremdung von dem
geistigen Leben der Nation ist seine Schrift De la litttirature allemande
(1780). Von seinen zahlreichen, französisch geschriebenen Werken sind
hervorzuheben die Denkwürdigkeiten des Hauses Brandenburg, die Ge-
schichte meiner Zeit und die Geschichte des Siebenjährigen Krieges.
Seine Tagesarbeit und Arbeitseinteilung war das ganze Jahr hindurch
streng geregelt. Im Sommer besuchte er die Provinzen, nahm die auf
Staatskosten unternommenen Arbeiten und Verbesserungen in Augenschein
und besichtigte die Truppen. Im Winter bezog er das Stadtschloß zu
Potsdam, einige Monate wohnte er zu Berlin. Das Nene Palais, das
er nach dem Siebenjährigen Kriege erbaute, hat er nur selten benutzt.
Seine Gemahlin Elisabeth führte einen besonderen Hofhalt.
§ 47. Die erste Teilung Polens (1772). Polen befand sich in
der Mitte des 18. Jahrhunderts in vollständigem Verfall.
Die frühere Geschichte Polens sei hier kurz noch einmal zusammengefaßt.
1. Die Zeit der Piasten (840-1370). Die Polen, ein slawisches
Volk, hauptsächlich im Weichsel- und östlichen Odergebiete ansässig, treten zu¬
erst unter ihrem angeblich vierten Herzoge Miesko I. aus dem Hause der