Full text: Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (Teil 3)

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an die einzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Damit 
waren zwei ganz bedeutende wirtschaftliche Vorteile erreicht: einmal 
war jenem „wunderbaren Wahnsinn der Deutschen, ihren eigenen Der 
kehr durch Zölle zu töten", woran Handel und Industrie in Deutschland 
von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten gekrankt hatten, ein Ende 
gemacht, und sodann war einem zweiten, ebenso fühlbaren Übelstande, 
dem Mangel einer einheitlichen Handelspolitik nach außen, für den größten 
Teil des nichtösterreichischen Deutschlands abgeholfen. Der Zollverein 
war eine Handelsmacht (ähnlich wie einst die Hansa): als solche konnte 
er mit fremden Staaten Handels- und Schiffahrtsverträge abschließen 
und zwar natürlich günstigere, als dies ein einzelner Staat, selbst Preußen, 
vermochte. Auch die Finanzen der einzelnen Staaten standen sich bei 
dieser Vereinigung gut. Die Gesamteinnahme des Zollvereins ver 
mehrte sich von 1834 bis 1842 von 36 auf 63 Millionen Mark, also im 
Verhältnis von 4 zu 7, während die Kopfzahl der Zollveremsbevvlke 
rung nur wie 4 zu 5 gestiegen war. Zugleich ergibt sich aus dieser Stei 
gerung der Zolleinnahmen die Steigerung des Verkehrs der Zollvereins 
staaten mit dem Auslande. 
Neben diesen wirtschaftlichen und finanziellen Vorteilen des preu 
ßisch-deutschen Zollvereins hatte er aber auch eine sehr wichtige poli¬ 
tische Bedeutung. Indem er die in ihm verbundenen nahezu 29 Mil¬ 
lionen Deutschen einander wirtschaftlich näher brachte, bereitete er deren 
politische Einigung vor. Der Gedanke, daß, wenn schon die wirtschaft 
liche Einheit so große Vorteile biete, namentlich auch den, daß die ver 
bundenen Staaten dem Auslande gegenüber eine so viel bessere Stellung 
hätten, eine politische, also auf alle Interessen und alle Verhältnisse 
sich erstreckende Einigung denselben Staaten noch viel größere Vorteile 
bieten müßte, — dieser Gedanke mußte sich jedem nicht ganz Kurzsich 
tigen aufdrängen. Auch darin arbeitete diese wirtschaftliche Einigung 
der politischen vor, daß sie gewisse wirtschaftliche Adelstände, die von 
dem Mangel einer politischen Einheit herrührten (wie die Verschiedenheit 
der Münzen, Maße, Gewichte), wenigstens teilweise beseitigte, z. B. 
ein gemeinsames Zollgewicht schuf. Und endlich war es von ganz be 
sonderer Bedeutung, daß diese wirtschaftliche Einigung durch den An¬ 
schluß der Staaten zweiten und dritten Ranges an den Großstaat Preußen 
zustande gekommen war: denn nicht allein erkannte man daraus, wie 
eng verwandt viele der wichtigsten Interessen Preußens und dieser 
andern Staaten untereinander seien, sondern es schwanden dadurch 
auch so manche Abneigungen und Voreingenommenheiten, die bis 
dahin die Bevölkerungen in jenen kleineren Staaten gegen Preußen 
gehegt hatten. Genug, man kann sagen, daß durch den Zollverein dem 
nationalen Einheitsgedanken und zwar in der allein lebensfähigen Form 
eines preußischen Bundesstaates, als eines in sich gleichartigen Ganzen, 
auf die allererfolgreichste Weise, nämlich durch greifbare Tatsachen, 
vorgearbeitet wurde. 
Karl Biedermann, Deutsche Volks- und Kulturgeschichte. 
68. Die Post in der Mitte des 19. Jahrhunderts. 
Man hat heute kaum noch eine Vorstellung von der Abgeschlossen¬ 
heit, in welcher sonst jeder Ort lebte. Dinge, die z. 23. in Frankfurt a. M.
	        
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