— 66 —
fern? Dietrichs Dienste beim Ritter und bei Tisch. Page
und Edelknabe. Vergleiche damit dein Benehmen!
6) Beschäftigungen der Mädchen: Unterschied gegen heute, nament¬
lich inbezug auf Spinnen und Weben.
7) Die Künste des Schreibens und Lesens — heute etwas Selbst¬
verständliches bei jedermann; damals konnten's nur die Geist-
lichen. Konnte ein Ritter lesen oder gar schreiben, so galt
er als ein gelehrter Mann. „Von einem solchen heißt es:
ein Ritter so geleret war, dass er in den buochen las.“
8) Burgkaplan — von capelle, also Geistlicher der Burgkapelle.
9) Die Arbeiten und Dienste des Knappen: (Knappe von
Knabe = Edelknecht.) Herrendienst — Frauendienst — Gottes¬
dienst. Dem Herrn Treue, den Frauen Verehrung und Gott
Liebe und Gehorsam — das waren die Stücke, die der Knappe
zu beachten hatte.
10) Vergleich zwischen deiner Erziehung und der Dietrichs von
Plesse.
Gib die Abschnitte an, die sich im Leben eines Knaben
von Heute zeigen:
1.— 6. Jahr daheim bei der Mutter,
6. —14. Jahr beim Lehrer in der Schule,
14. — 20. Jahr Vorbereitung für den Beruf:
a) in der Schule,
b) in der Lehre.
Vergleiche damit die Abschnitte im Leben Dietrichs
von Plesse:
1.— 7. Jahr daheim bei der Mutter,
7.—14. als Page beim Herzog,
14. — 21. als Knappe im Dienste des Herzogs.
Wo zeigen sich Ähnlichkeiten, wo Verschiedenheiten?
B. Abstrahierende Zusammenfassung (Reales System).
In ähnlicher Weise wie Dietrich von Plesse wurden alle
Ritterknaben erzogen. Sehen wir nun einmal von Dietrich ab
und sagen es allgemein, wie die Ritterknaben erzogen wurden.
Die Erziehung des Ritters. Schon in früher Jugend wurde
der adelige Knabe für den Ritterstand erzogen und vorbereitet.
Bis zum siebenten Lebensjahre wuchs er im Elternhause unter
dem Einflüsse und der Pflege der Frauen auf. Dann kam er
gewöhnlich als Page an den Hof des Lehensherrn, wo er bis
zum vollendeten vierzehnten Jahre Pagendienste verrichtete, d. h.
bei Tische diente, Botschaft trug und dergl. Schon jetzt wurde
ihm eingeprägt, daß Gott lieben, dem Herrn gehorchen und Frauen
ehren die ersten Pflichten des künftigen Ritters seien. Zugleich
lernte er Pferde tummeln, die Armbrust spannen und das Schwert