Full text: Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage

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„Schulerbuche" gemeinsam gelesen. Übrigens kann sie auch als 
ein besonderer Fall der Schwertleite der gemeinsamen oder häus¬ 
lichen Lektüre überwiesen werden. 
König Friedrich der Schöne erteilt den Ritterschlags) 
Die zum Ritterschlag bestimmten Knappen sind im Halbkreis aufgestellt- 
Ne und mit weißen Waffenröcken bekleidet, haben weiße Federn auf der 
Sturmhaube; das Schwert hängt ihnen am Halse; in der rechten Hand 
tragen sie goldne Sporen, in der linken einen silbernen Gürtel. König 
Friedrich der Schone tritt in prächtiger Rüstung, mit gezogenem Schwerte 
aus dem Zelte; die Knappen werfen sich auf's Knie; Friedrich tritt in ihre Mitte. 
Der König. Die ihr mich grüßet mit gebognem Knie, 
x5N Kleidern weiß und rein wie frischer Schnee 
Als ob ihr, allen Makels abgetan, 
Eintreten wolltet in ein neues Leben, 
Sagt, was begehrt ihr? 
Die Knappen. Herr, den Ritterschlag. 
Der König. Was ihr begehrt, ist eine hohe Sache, 
Die nur ein Tadelloser bitten soll. 
Doch weil mir euer adeliger Stamm 
Bekannt und eure Tugend ist bewährt. 
So soll euch des Begehrs willfahret fein, 
Wofern ihr das zu halten mir gelobt, 
Was ich euch heiße. 
Die Kuappeu. Herr, wir sagen's zu. 
Der König. So schnallt euch denn die golduen Sporen fest! 
Und soll es sein, als hätt' ich's selbst getan. 
Der Sporn der Ehre weck' euch das Gemüt 
Zu löblichem und tugendsamem Werk! 
„ (Sie schnallen sich die Sporen an.) 
Habt chr's vollzogen? 
Die Knappen. Herr, es ist geschehen. 
Der König. Jetzt gürtet euch den Silbergürtel um! 
lind soll es gelten, als hätt' ich's getan. 
Der Gürtel deutet euch die fromme Zucht, 
Die euch vor Übeltat bewahren soll. 
(Sie gürten sich.) 
Seid ihr gegürtet? 
Die Knappen. Herr, es ist geschehen. 
Der König. An euern Gürtel hänget nun die Wehr! 
Und sei's, als hätt' ich selbst sie dran gehängt! 
Gespornt von Ehre und mit Zucht gegürtet, 
Ist euch das Schwert ein Rüstzeug rechter Tat. 
(Sie stecken die Schwerter an.) 
, 1) Siehe auch die „Schwertleite" in Richters Quellenbuch S- 94, in 
Heinzes Ouellenbnch S. 116.
	        
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