30 Preußens Aufstieg zur Großmacht.
mitteilen, daß er gegen Abtretung von Schlesien bereit sei, Maria
Theresia gegen ihre Feinde zu ^unterstützen und bei der Kaiserwahl
ihrem Gernähl'Wanz von Lothringen die Stimme Kurbrandenburgs
zu geben.
2. Der erste schlesische Krieg. 1740—1742. Ehe noch die Ant*
wort aus Wien eintraf, rückte Friedrich inr Dezember 1740 mit 15 000
Mann Fußvolk und 5000 Reitern, die in aller Stille kriegsbereit ge¬
macht worden waren, in Schlesien ein. Das Land war nur von wenigen
österreichischen Truppen besetzt, und nach vier Wochen war Schlesien
mit Ausnahme einiger Festungen in seinen Händen. Der junge König
hatte erklärt, er komme nicht als Feind, sondern als Beschützer und
sichere allen Bewohnern den Schutz ihrer Rechte zu. Die Evan¬
gelischen empfingen ihn darum mit Jubel als ihren Befreier, und
die katholische Bevölkerung wurde durch das freundliche Entgegen¬
kommen des Königs beruhigt. So hoffte Friedrich, die Erwerbung
Schlesiens auf friedlichem Wege durchsetzen zu können.
Aber Maria Theresia lehnte die Forderung Friedrichs, ab und
erblickte in dem Angriff auf ihre Erblande einen frevelhaften Raub,
den sie zu rächen fest entschlossen sei. Rasch sandte sie ein Heer über
die Sudeten, und bei Mollwitz, nicht weit von Brieg, kam es im
Frühjahr 1741 zur 'Schlacht. Zum ersten Male mußte die junge
preußische Armee ihre Kräfte mit dem kriegsgeübten österreichischen
Heere messen. Die österreichische Reiterei zeigte sich der preußischen
weit überlegen, und ihr erster Stoß warf die Reiterregimenter
Friedrichs über den Haufen, so daß der König die Schlacht schon für
verloren hielt. Nun befahl der General Schwerin den Angriff der
Infanterie. Mit wehenden Fahnen und klingendem Spiele, „nach
der Schnur, als wäre es auf dem Paradeplatz", rückten die Preußen
gegen die feindliche Infanterie. Unter dem wohlgeübten und sicher
gezielten Eewehrfeuer der preußischen Infanterie lichteten sich die
Reihen der Feinde, und als der Vorrat an Patronen schon fast ver¬
braucht war, ließ Schwerin mit gefälltem Bajonett vorrücken. Die
Österreicher wichen mehr und mehr zurück, und bald artete ihr Rückzug
in vollkommene Flucht aus.
Der Sieg bei Mollwitz war ein Triumph preußischer Zucht,
ein Ehrendenkmal der redlichen Arbeit Friedrich Wilhelms I. und
feines wackern Helfers, des „alten Dessauers". Bisher hatte die
preußische Armee nur auf dem Exerzierplatz geglänzt und war des*
wegen oft verspottet worden, nun hatte sie sich auch auf dem Schlacht¬
felde bewährt. Groß war daher das Staunen der europäischen
Mächte über das, was die preußischen Truppen geleistet hatten.
Im folgenden Jahre rückte Friedrich in Mähren ein und errang
einen neuen Sieg bei Ezaslau. Da sah Maria Theresia, die auch