Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

Berträge zu Königsberg und Marienburg. 159 
noch Polen zu unterstützen, wohl aber sich so zu verhalten, daß beide Parteien 
sich immer um seine Gunst bewerben müßten. Vor Allem war er daraus be¬ 
dacht, sich tüchtig zu rüsten, um als kampfbereite Mittelmacht zwischen den 
beiden kriegführenden Staaten zu stehen. Die geheimen Unterhandlungen mit 
Karl Gustav brach er zwar nicht ganz ab, doch stellte er für die verlangte 
Hülfe so hohe Forderungen, daß es zu einem Bündnisse nicht kommen konnte. 
Unterdeß war ein schwedisches Heer durch Pommern und die Neumark 
in Groß-Polen eingedrungen, und Karl Gustav selbst war in Wolgast ge¬ 
landet, über Stettin nach Polen vorgerückt und hatte Warschau ohue Wider¬ 
stand nehmen können. Siegreich rückte er nach Krakau vor, während auch Lit- 
thauen und Masovien sich in der Schweden Schutz begaben. Als so die schwedi- 
schen Massen immer größere Vertheile errangen, gerieth der Kurfürst Fried¬ 
rich Wilhelm in Besorgmß und knüpfte die Verhandlungen mit Karl Gustav 
wieder an; aber dieser war jetzt zur Nachgiebigkeit wenig geneigt, wurde immer 
kälter und brach endlich die Unterhandlungen ganz ab. Da zog der Kurfürst 
selbst mit 27,000 Mann nach Preußen, um sein Land gegen das weitere Vor¬ 
gehen der Schweden zu schützen, und knüpfte sofort Verbindungen mit den 
Ständen des polnischen Westpreußens an. Man vereinigte sich zu gegensei¬ 
tigem Schutze, und Friedrich hielt im Pnrpnrgewande auf einem weißen Pferde 
seinen glänzenden Einzug in Marienburg, wo er als Retter vou der Ge¬ 
walt der Schweden empfangen wurde. Karl Gustav aber wandte sich nun 
schleunigst nach Preußen, drang gegen den Kurfürsten vor und verfolgte dessen 
Truppen bis vor Königsberg. Friedrich Wilhelm, von den Preußen schlecht 
unterstützt, wollte es jetzt nicht aufs Aeußerste kommen lassen und bequemte 
sich zu einem Vertrage zu Königsberg, durch welchen er das Herzog¬ 
thum Preußen von der Krone Schweden eben so zu Lehen erhielt, wie bisher 
von Polen, außerdem aber noch das Bisthum Er me land, wogegen er 1500 
Mann für Schweden stellen mußte (lo56). 
Vertrag zu Marienburg mit Schweden; Schlacht bei Warschau; 
Welauer Vertrag. Inzwischen war in Polen eine Wendung der Dinge zu 
Ungunsten Karl Gnstav's eingetreten; zwar hielt sich der schwache und feige 
König Johann Kasimir selbst flüchtig in Schlesien auf, aber sein Volk hatte 
sich überall erhoben, um das schwedische Joch wieder abzuschütteln. Bald 
war ganz Polen in Aufstand und ein polnisches Heer rückte wieder muthig 
gegen Karl Gustav vor. Das gab dem klugen Kurfürsten Friedrich Wilhelm 
Gelegenheit, sein Verhältniß zu Schweden wieder günstiger zu gestalten, und 
aus der Bedräugniß der Schweden neue Vortheile zu ziehen. Karl Gustav 
wandte jetzt Alles an, um ihn zu einem Bündnisse zu bestimmen; je mehr der 
Aufstand in Polen sich verbreitete, desto mehr lag ihm daran, den Kurfürsten 
ganz für sich zu gewinnen, welcher jedoch bei den veränderten Umständen sich 
nur für sehr günstige Bedingungen dazu verstehen wollte. Zu Marien bürg 
kam es daher im Juni 1656 zum Abschlüsse eines Bundes, in welchem Fried¬ 
rich Wilhelm für die versprochene Hülse die Palatinate Kalisch und Posen 
zugesichert wurden. Die beiden Mächte verpflichteten sich zur gemeinschaft¬ 
lichen Bekämpfung Johann Kasimir's: in Polen sollte Karl Gustav, in Preu¬ 
ßen Friedrich Wilhelm den Oberbefehl führen. Vergeblich erließ der König 
von Polen selbst Abmahnungen und Drohungen aller Art an den Kurfürsten.
	        
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