Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

734 Rückblick. 
ungestörte Dauer für lange Zeit gesichert halten darf. Ich danke dem 
Allmächtigen Gott für diese Gewißheit und für die darin beruhende starke 
Bürgschaft des Friedens. 
Am Schlüsse dieser Geschichte von Preußens Entstehen, Wachsthum 
und herrlicher Entwickelung dürfen wir ebenso freudig und zuversichtlich 
in die Zukunft schauen, wie der Blick mit inniger Befriedigung auf der 
durchlaufenen Bahn verweilt. Wohl ist es eine „Geschichte ohne Gleichen", 
diese Geschichte des brandenburgisch-preußischeu Staates, der als ein spät 
geborener unter den deutschen Staaten erst unscheinbar in die Reihe der 
alt angesehenen Reichsfür st enthümer tritt, der sich an der äußersten 
Grenze des alten Deutschlands auf rauhem Boden und unter slavischer 
heidnischer Bevölkerung mühsam ein leidliches Dasein erstreiten muß, 
durch die Kraft und Weisheit seiner Fürsten aber, wie durch die gute 
Entwickelung des ausgestreuten Samens christlicher Bildung bald zu ehren¬ 
voller Geltung im Deutschen Reiche gelangt, — der sodann das Banner 
des evangelischen Glaubens entsaltend sich als Schutzherr desselben über 
das sinkende Sachsen erhebt, — der das Erbe des alten deutschen Ritter¬ 
ordens in sich aufnimmt und nun seit dem großen Kurfürsten durch die 
Entwickelung des kräftigsten militärischen Geistes, gepaart mit weiser An¬ 
spannung und Hebung aller inneren Kräfte des Landes, allmälig an Stelle 
der ermattenden Staaten des Nordens als selbstständige europäische 
Macht in den Welthändeln auftritt, — bis Friedrich der Große, gestützt 
auf die Mittel, die sein Vater gesammelt, seinem Volke einen Rang unter 
den ersten Völkern erkämpft. Diesen Rang wußte Preußen, nach einer 
kurzen Prüfung und Läuterung, durch seine ruhmvolle Erhebung und durch 
seinen hervorragenden Antheil an den deutschen Freiheitskriegen mit er¬ 
neuertem Glanze zu wahren und stand seitdem geachtet unter den Gro߬ 
mächten Europas da, freilich an Ausdehnung und festem Zusammenhange 
seiner Länder denselben nicht gleich, wohl aber durch die straffe Entwickelung 
seiner Wehrkraft und durch innere geistige Tüchtigkeit. 
Dem jetzt regierenden König Wilhelm war es vorbehalten, Preußen 
auf die Stufe der Macht zu erheben, auf welche die ganze Entwickelung der 
Geschichte es hingewiesen hatte: durch die Siege und Erfolge des Krieges 
von 1866 war Preußen die erste, die einzige deutsche Großmacht 
geworden. Das erweiterte und nunmehr fest zusammenhängende Preußen 
war bereits durch seine eigene Kraft den ersten Mächten ebenbürtig; Preußens 
selbstständige Kraft aber bildete zugleich den festen Kern des mächtigen 
Norddeutschen Bundes und des ganzen zu Schutz und Trutz und zur Pflege 
der öffentlichen Wohlfahrt geeinigten Deutschlands. 
So hatte sich Preußen durch die innige Gemeinschaft zwischen Fürsten 
und Volk in ununterbrochenem Wachsthum erhoben, bis seine glorreiche Be¬ 
stimmung für das deutsche Vaterland sich in dem letzten gewaltigen Kriege in 
ganzer Herrlichkeit erfüllte und in dem preußischen Königthum zugleich das 
deutsche Kaiserthum in erneuter und erhöheter Macht wieder erstand. 
Möchte der Segen Gottes auch fernerhin auf dem preußischen und 
deutschen Vaterlande ruhen!
	        
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