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mochte Porsenna nicht länger Krieg führen und bot deshalb selber die
Hand zum Frieden. Die Römer mußten ihm einige kleine Landstriche
abtreten und Geiseln stellen. _ Mucius ward von den Römern hock qeebrt
und erhielt von dem Verlust seiner rechten Hand den ehrenvollen Beinamen
Scävola, d. i. Linkhand.
Nachdem es somit dem Tarquinius nicht gelungen war, durch Por¬
senna wieder auf den Thron zu kommen, reizte er andere Völker gegen die
Römer auf, unter andern auch die Latiner. Bald kam es zwischen den
beiden Völkern zu einer blutigen Schlacht, in welcher die Römer siegten.
Tarquinius verlor hier den letzten seiner Söhne und floh hoffnungslos
nach Unteritalien, wo er bald nachher starb (495).
18. Pyrrhus und Fabricius (280).
1. Die Römer suchten ihre Herrschaft über ganz Italien auszu¬
breiten. Schon hatten sie die mächtigen Völker Mittelitaliens unterworfen,
als sie auch Gelegenheit fanden, nach Unteritalien den Krieg zu tragen und
dort neue Eroberungen zu machen. In Unteritalien lag die große See¬
stadt Tarent. Die Tarentiner waren ein verweichlichtes, genußsüchtiges
und großsprecherisches Volk. In ihrem Uebermnthe bohrten sie römische
Schiffe, welche durch Sturm in ihrem Hafen verschlagen wurden, in den
Grund. Die Römer wurden darüber empört und schickten Gesandte nack
Tarent, um Genugthuung zu verlangen. Aber die leichtfertigen Taren¬
tiner verspotteten und beschimpften sie. Da zogen die Römer mit einem
gewaltigen Heere gegen sie. Das ganze Volk der Tarentiner war aber
so feige, daß sie einen Kampf mit den tapfern Römern nicht wagen mochten.
Sie riefen deshalb den König Pyrrhus von Epirns in ihr Land, der
durch feine großen Kriegsthaten weit und breit berühmt war. Gern
folgte der König dieser Aufforderung, denn er strebte gleich Alexander dem
Großen, große Länder zu erobern. Er schiffte mit einem Heere von 25,000
Streitern und mit 20 zum Kriege abgerichteten Elephanten nach Italien.
Doch die Römer verzagten nicht und zogen dem Feinde mnthig entgegen.
Bei Herakles kam es zur Schlacht. Lange Zeit blieb der Sieg unent¬
schieden. Zuletzt ließ Pyrrhus seine Elephanten, die hohe Türme mit
Kriegern auf dem Rücken trugen, vorrücken. Nun ergriff die Römer
Furcht und Schrecken, und balo war die Verwirrung allgemein. Wer sich
nicht durch die Flucht retten konnte, wurde von den Elephanten zertreten,
oder von den Soldaten aus den Türmen niedergeschossen. Doch auck
Pyrrhus hatte viele seiner Streiter verloren; er selbst war einmal in der
größten Lebensgefahr gewesen. Als er das Schlachtfeld besichtigte und
die Leichen der Römer betrachtete, die alle mit Wunden auf der Brust
dalagen, rief er aus: „Mit römischen Soldaten würde ich leicht die Welt
erobern."
2. Nach dieser Schlacht ließ Pyrrhus den Römern durck einen
Gesandten Frieden anbieten. Der Senat schien zur Annahme der