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Diesem Verlangen widersetzte sich Antonius. Es wurde den Mördern
Verzeihung gewährt und dem Cäsar ein feierliches Leichenbegängniß be¬
willigt. Antonius hielt die Leichenrede, schilderte mit glühenden Farben
die Verdienste des „Vaters des Vaterlandes", zeigte Cäsars durchbohrten
Mantel, zog eine Rolle hervor und sagte: „Seht hier, was er für euch
gethan hat, den ihr einen Tyrannen nennt. Dies ist sein Testament.
Alle seine Güter hat er dem Volke vermacht, und außerdem soll jeder
Bürger ein Geldgeschenk von 15 Thalern empfangen." Bei dieser Nach¬
richt steigerte sich der Abscheu gegen die Mörder zur höchsten Wuth. Mit
brennenden Fackeln wollte man ihre Häuser anzünden; ganz Rom gerieth
in Aufruhr. Die Mörder aber waren entflohen.
26. Antonius und Octavianus (31).
1. Antonius war ein Verwandter Cäsars und Befehlshaber der
Leibwache desselben. Durch seine Rede bei Cäsars Leichenfeier hatte er
das Volk für sich gewonnen. Der Senat bewilligte ihm eine Leibwache,
die er auf 6000 Mann vermehrte, und mit der er die Ordnung wieder¬
herstellte. Die Soldaten hiengen an ihm, weil er ein Freund Cäsars ge¬
wesen war. Mit solcher Macht ausgerüstet, trat er herrisch gegen den
Senat auf, der ihn fürchtete, aber zu schwach war, ihn zu stürzen. Er
verkaufte Aemter und Würden und verschaffte sich dadurch so viel Geld,
daß er es nicht zählen konnte, sondern es nur wägen ließ. Als Konsul
setzte er es im Senate durch, daß ihm Gallien übertragen wurde. Hier
wollte er sich ein Heer bilden.
2. Bald aber trat in dem Neffen Cäsars, dem klugen und gewandten
Octavianus, ein Nebenbuhler auf, der Anspruch auf das Erbe seines
Oheims machte. Was Antonius wollte, erkannte er bald und suchte dessen
Pläne zu vereiteln. Wie Cäsar streute er Geld mit vollen Händen aus,
stellte Festspiele zum Ergötzen des Volkes an und war sehr herablassend
gegen die alten Soldaten seines Oheims. Bald hatte er einen Anhang
gefunden, der sich von Tage zu Tage vergrößerte. Selbst der Senat hielt
es mH ihm, denn Octavian erwies ihm die größte Ehrerbietung, während
Antonius sich stolz und trotzig zeigte.
3. Der große Redner Cicero nannte Antonius den gefährlichsten
Feind des Vaterlandes, und er bewirkte es, daß der Senat demselben den
Krieg erklärte. Zwei Konsuln nebst Octavianus rückten gegen ihn ins
Feld. Er wurde geschlagen, aber beide Konsuln verloren dabei ihr
Leben. Jetzt stand Octavianus an der Spitze des Heeres. Abgeordnete
des Heeres erschienen alsbald in Rom und verlangten für Octavianus
das Konsulat. Als es ihnen abgeschlagen wurde, rückte Octavianus mit
acht Legionen gegen Rom und der Senat mußte sich fügen. Nun wollte
er Rache nehmen an den Mördern seines Oheims, namentlich an Brutus
und Cassius. Deshalb verband er sich mit Antonius und dessen An¬
hänger Lepidus. So entstand das zweite Triumvirat (43). Rom