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unterdes zum Jüngling und Manne heran und wurde, erst 25
Jahre alt, znm Bischof von Tonl erwählt. Zwölf Jahre darauf
setzte ihn Kaiser Heinrich III. als Papst ein; er erhielt den Namen
Leo IX. Da kam eines Tages ein edler Herr aus Deutschland im
Büßerkleide zu ihm nach Rom, um Freisprechung von einer großen
Schuld zu erlangen. Es war der Graf Hugo, der seinen Sohn
getötet glaubte. Zerkuirscht warf er sich nieder und küßte des Papstes
Füße. Dieser aber hob ihn gerührt auf uud gab sich als seinen Sohn
zu erkennen. — Leo war ein thätiger Mann. Ans Freiheit der
Kirche von Staat und Kaiser, Abschaffung der Priesterehe und des
Kaufs der geistlichen Stellen ging sein ganzes Streben. Aber auch
nach außen hin war er rüstig. Als die Normannen seine Herrschaft
bedrohten, zog er gegen sie zu Felde, ward aber geschlagen. Ein
Jahr darauf starb er. Die Kirche hat ihn unter ihre Heiligen auf¬
genommen. Die Elsässer hingen mit Stolz durch das ganze Mittel¬
alter an ihrem großen, heiligen Landsmanne nnd noch heute ist
er Patron der Winzer.
Aufstand der Stadt Rufach gegen Heinrich V.
(1106.)
Der Nachfolger Heinrichs III. war der unglückliche Heinrich IV.,
der in fortwährendem Zwiste mit dem Papste lebte. Rudolf,
Herzog von Schwaben und Elsaß, trat als Gegenkönig auf. Hein¬
rich besiegte ihn im Jahre 1080, nahm ihm seine Länder und gab
sie an Friedrich von Hohenstaufen.
Nachdem der Kaiser diesen Gegner überwunden hatte, erhob
sich ein neuer in seinem eigenen Sohne. Der Kaiser wurde ent¬
thront und sein Sohn kam als Heinrich V. zur Herrschaft im
Jahre 1106. Noch in demselben Jahre besuchte er das Elsaß,
um sich von den Bewohnern huldigen zu lassen. So traf er auch
in Rufach ein. Hier trieb aber das kaiserliche Gefolge mit den
Frauen und Töchtern der ehrbaren Bürger Mutwillen und
brachte dadurch die Bewohner höchlichst auf. Der König mischte
sich in den Streit und machte dadurch die Sache nur noch schlim¬
mer. Die ganze Bevölkerung erhob sich und stürmte gegen das
Schloß, voran die Weiber, durch welche die Männer erst recht an¬
gereizt^ wurden. Das Thor wurde gesprengt und jetzt begann im
^chloßhof ein blutiges Gemetzel. Die Kaiserlichen sielen unter den