Full text: Elsässische Geschichtsbilder

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Streichen der erbitterten Rnfacher und Heinrich selbst rettete sich 
nur mit knapper Not. unter Zurücklassung der Reichskleinodien 
nach Colmar. Die Frauen brachten Krone, Scepter und Mantel 
im Triumph nach der Kirche und legten alles auf dem Altar der 
hl. Jungfrau nieder. Seitdem hatten die Frauen in Rufach bei 
allen festlichen Gelegenheiten den Vorrang; selbst heute noch stehen 
ihre Kirchenstühle zur rechten Seite des Altars. 
Friedrich I., Barbarossa. 
(1152—1190.) 
Auf Heinrich V. folgte Lothar von Sachsen; auch er kam 
nach dem Elfasfe, da die Herzöge des Landes, Friedrich und Kon< 
rad, ihn nicht als Kaiser anerkennen wollten. Bald zwang sie jedoch 
ihre Niederlage dazu. Als Lothar 1137 starb, wurde Konrad zum 
deutschen Kaiser gewählt. Er war der erste aus dem Hanse Hohen¬ 
staufen, das ein Jahrhundert lang Deutschland groß und mächtig 
gemacht hat. Konrads Nachfolger war sein Neffe Friedrich, 
der gewaltige Rotbart, von den Italienern Barbarossa genannt. 
Sein Lieblingssitz war Hagenau. 
Einst, erzählt die Sage, zog ein ritterlicher Herr in den Ha- 
genaner Forst, um zu jagen. Da entdeckte er tief ich Walde eine 
Insel, von der Moder umflossen, bewachsen mit dichtem Gestrüpp 
oder Hag, wohin sich das Wild geflüchtet hatte. Dieser Platz, 
dachte er sogleich bei sich, paßt herrlich für ein Schloß. Er baute 
also eine stattliche Burg und nach dem Hag nannte er sie Hagenau. 
Dieser ritterliche Herr war Friedrich der Einäugige, der Vater 
Friedrich des Rotbarts. Kaiser Konrad gründete hier eine 
Niederlassung und legte den Grundstein zur Sankt Georgskirche. 
Barbarossa vergrößerte das Schloß und machte es zur kaiserlichen 
Burg. Es war ein gewaltiger Ban, an jeder der vier Ecken ein 
Turm, in der Mitte ein fünfter. Auf dessen Spitze saß eine 
goldene Taube, die weithin sichtbar war und später auch aus die 
Münzen der Stadt geprägt wurde. In dem mittleren Turme 
lagen drei Kapellen übereinander, die unterste Gott dem Vater, 
die in der Mitte Gott dem Sohne, und die oberste dem hl. Geiste 
geweiht. Hier wurden die Reichsinsignien aufbewahrt: zwei 
Schwerter, der goldene Reichsapfel mit dem Kreuze, der kaiser¬ 
liche Mantel, ein Gewand von weißem Sammet, zwei scharlach-
	        
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