Full text: Elsässische Geschichtsbilder

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Basel einen Vertrag. In diesem verpflichtete sich Albrecht auf sein 
königliches Wort, die andern durch einen Eid, während vier Jahren 
Frieden zu halten. Dieser Vertrag wurde erneuert 1310 unter 
Heinrich VII., dem Nachfolger Albrechts. Als Heinrich 1313 
starb, stellte die eine Partei Ludwig den Bayer, die andere 
Friedrich den Schönen von Österreich als Kaiser auf. 
Friedrich wurde besonders von seinem Bruder Leopold, dem 
Landgrafen von Elsaß, unterstützt. Bei Mühldorf kam es zwischen 
den beiden Gegnern zum Entscheidungskampfe. Friedrich wurde 
besiegt und gefangen genommen. Seine Freiheit mußte er mit 
dem Verzicht auf die Krone erkaufen. — Während der folgenden 
Jahre wurde das Elsaß zwar von keinen Kriegsunruhen aufgeregt, 
aber Pest und Hungersnot wüteten im Lande und rafften Tau¬ 
sende dahin. In dieser Zeit gingen auch in dem Städtewesen 
bedeutende Bewegungen vor sich, was wir am besten in Stra߬ 
burg beobachten können. 
Die Zorn und Mülnheim. 
(1332.) 
In den Städten hatte sich immer mehr ein Stand herausge¬ 
bildet, der bisher nur von untergeordneter Bedeutung gewesen 
war — der Stand der Handwerker. 
Sie waren durch Fleiß und Sparsamkeit zu einer gewissen 
Wohlhabenheit gelangt, und beanspruchten demnach auch Vertre¬ 
tung in dem Rate der Stadt. 
Die einzelnen Gewerbe bildeten Verbindungen, die man Zünfte 
nannte. Deren gab es in Straßburg 25. Wenn auch Straßburg 
seine Verwaltung frei und unabhängig führte, so fiel doch die Lei¬ 
tung nur hervorragenden Familien, die den Adel der Stadt aus¬ 
machten, zu. Es war dabei natürlich, daß sich unter denselben 
bald Parteien bildeten. Dies waren die Geschlechter der Zorn 
und der Mülnheim mit ihren Anhängern. Sie versammelten 
sich des Abends in ihren Trinkstuben und besprachen die Angele¬ 
genheiten der Stadt. Oft aber kam es zwischen den beiden Par¬ 
teien zu Streitigkeiten, die fast immer in Schlägereien ausarteten. 
Mußte ja doch 1321 ein neues Rathaus erbaut werden, weil 
das alte der Trinkstube der Mülnheimer näher lag als der der 
Zorn; denn die letzteren hatten, wenn es in der Ratssitzung zum
	        
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