Full text: Elsässische Geschichtsbilder

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öffnen. Und es geschah auch, da der Pöbel zu den Bauern hielt. 
Vergebens waren alle Friedensversuche des Bischofs und des 
Stadtrats von Straßburg. Als der kaiserliche Landvogt zu Gerber 
kam, um ihm Friedensanträge zu machen, wurde er gar nicht vor¬ 
gelassen und mußte unverrichteter Sache wieder umkehren. Als 
die Gesandten des Landgrafen mit dem Ammeister von Straßburg 
hinkamen, bedeutete man ihnen: „Die Bauernhäupter säßen jetzt zu 
Tisch, die Gesandten sollten nur warten." Endlich vorgelassen, 
sagte man ihnen: „Die Bauern hätten lange genug in Knechtschaft 
gelebt, sie wollten jetzt selbst gebieten und die Herren sein; übrigens 
wüßten sie besser, als die von Straßburg, was sie zu thun hätten." 
Die Strafe für solchen Übermut blieb nicht aus. — Der Bischof 
und Rat von Straßburg wandten sich an den Herzog Anton von 
Lothringen um Hülfe. Gern gewährte er sie, da er von den Bauern 
Unruhen für seine eigenen Länder befürchten mußte. Bei Zabern 
hatten sich die Bauern verschanzt; sie waren 30000 Mann stark; 
ihr Oberanführer war Erasmus. Die Stadt mit den umliegenden 
Dörfern bildete ein großes, festes Lager, das auch mit Kanonen 
versehen war. Hier sollte der Entscheidungskampf stattfinden. 
Herzog Anton rückte heran und richtete seine gewaltigen Mörser 
gegen die Lagerdämme. Denen hielten auch die Mauern nicht 
stand, so daß sich die Bauern ergeben mußten. Freier Abzug und 
gänzliche Vergebung wurde ihnen zugesichert. Am 19. Mai er¬ 
folgte der Abmarsch der unbewaffneten Bauern. Die bewaffneten 
Lothringer bildeten vom Stadtthore aus eine lange Gaffe für die 
Durchgehenden. Da entstand ein Streit zwischen einem Bauern und 
Soldaten. Sofort fiel das Wort: „Schlagt drauf, es ist uns er¬ 
laubt!" Die Bauern sahen sich verraten und drängten nach der 
Stadt zurück, um sich Waffen zu holen. Aber schon wüteten die 
Lothringer mit ihren Schwertern unter ihnen, das Thor wurde 
durch Leichen gesperrt. Die Wehrlosen waren rettungslos ver¬ 
loren ; gegen 18 000 sollen ihren Tod gefunden haben. Erasmus 
hatte sich in das Schloß geflüchtet und war dort gefangen genom¬ 
men worden. Man band ihn an einen Baum mit dem Stricke um 
den Hals. Aber selbst in der Todesstunde erfüllten ihn noch die 
wildesten Rachegedanken; er verhieß seinen Wächtern die größten 
Qualen, wenn es ihm gelänge, ihnen zu entkommen. Unter den 
gräßlichsten Verwünschungen starb er. — Der Rest der aufstän¬ 
dischen Bauern wurde bei Scherweiler von Herzog Anton in 
einem blutigen Kampfe besiegt.
	        
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