Full text: Im neuen Deutschen Reich (H. 16)

Verhältnis zu Rußland. - persönliche Stellung Bismarcks zu Wilhelm 11. 39 
teiligt gegenüberstünde wie der bayerischen oder sächsischen unL> an der 
Herstellung des preußischen Votums im Bundesrate dem Reichstag ge¬ 
genüber keinen Teil hätte, so würde ich doch nach den jüngsten Entschei¬ 
dungen (Eurer Majestät über die Richtung unserer auswärtigen Politik, 
wie sie in dem allerhöchsten Handschreiben zusammengefaßt sind, mit 
dem $uere Majestät die Berichte des Konsuls in . . .1 gestern begleite¬ 
ten, in der Unmöglichkeit sein, die Ausführung der darin vorgeschrie¬ 
benen Anordnungen bezüglich der auswärtigen Politik zu übernehmen. 
3ch würde damit alle für das Deutsche Reich wichtigen (Erfolge in 
5rage stellen, welche unsere auswärtige Politik seit Jahrzehnten im 
Sinn der beiden hochseligen Vorgänger (Eurer Majestät in unseren Be¬ 
ziehungen zu...2 unter ungünstigen Verhältnissen erlangt hat, und deren über 
(Erwarten große Bedeutung mir... nach seiner Rückkehr aus .. ? bestätigt hat. 
(Es ist mir bei meiner Anhänglichkeit an den Dienst des königlichen 
Hauses und an (Euere Majestät und bei der langjährigen Linlebung in 
Verhältnisse, welche ich bisher für dauernd gehalten hatte, sehr schmerz¬ 
lich, aus der gewohnten Beziehung zu Allerhöchstdenselben und zu öer 
Gesamtpolitik des Reichs und Preußens auszuscheiden; aber nach ge¬ 
wissenhafter (Erwägung der Allerhöchsten Intentionen, zu deren Aus¬ 
führung ich bereit sein müßte, wenn ich im Dienste bliebe, kann ich nicht 
anders, als (Euere Majestät alleruntertänigst bitten, mich aus dem Amte 
des Reichskanzlers, des Ministerpräsidenten und des preußischen Mi¬ 
nisters der auswärtigen Angelegenheiten in Gnade und mit der geg¬ 
lichen Pension entlassen zu wollen.4 Hach meinen Eindrücken in den leg¬ 
ten Wochen und nach den (Eröffnungen, die ich gestern den Mitteilungen 
aus (Euerer Majestät Zivil- und Militärkabinett entnommen habe, darf 
ich in (Ehrfurcht annehmen, daß ich mit diesem meinem (Entlassungs¬ 
gesuch den wünschen Euerer Majestät entgegenkomme, und also auf eine 
huldreiche Bewilligung mit Sicherheit rechnen darf. Ich würde die Bitte 
um Entlassung aus meinen Ämtern schon vor Jahr und Tag (Euerer 
Majestät unterbreitet haben, wenn ich nicht den Eindruck gehabt hätte, 
Euerer Majestät erwünscht wäre, die (Erfahrungen und idie 
Fähigkeiten eines treuen Dieners Ihrer vorfahren zu benützen. Hach- 
em ich sicher bin, daß (Euere Majestät derselben nicht bedürfen, darf 
ich aus dem politischen Leben zurücktreten, ohne zu befürchten, daß 
mein Entschluß von der öffentlichen Meinung als unzeitig verurteilt 
mrb' von Bismarck. 
4 K , * Rußland. 8 Petersburg. 
hpe flM,äreS Gesuch antwortete der Kaiser ant 20. März mit Genehmigung 
und .®rnenn“n9 des Generals von Caprivi zum Reichskanzler 
w P Ministerpräsidenten. Km 28. März fuhr Bismarcf noch ein- 
und legte drei Hosen auf den Sarkophag Wilhelms I. 
9‘ 3 erfolgte die Abreise vom Lehrter Bahnhof nach Zriedrichsruh.
	        
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