Object: Die neuere Zeit (Abt. 3)

46 Leopold I. Erster und zweiter Türkenkrieg. §. 14. 
§• 14. 
Deutschland bis zum spanischen Erbfolgekriege. 
Nach dem Tode Ferdinands III. machte Ludwig XIV. von 
Frankreich den Versuch, die deutsche Krone zu erhalten, und es ge- 
lang ihm, die drei geistlichen Kurfürsten sowie Bayern für diesen 
Plan zu gewinnen. Aber durch die Bemühungen der protestantischen 
Kurfürsten, namentlich Friedrich Wilhelms von Brandenburg, 
siel die Wahl auf Ferdinands Sohn, 
Leopold I., reg. 1658—1705. 
Der Kaiser mußte bei seiner Wahl versprechen, den damaligen und 
den zukünftigen Feinden Frankreichs keinen Vorschub zu leisten. Seine 
Abhängigkeit von den Reichsfürsten wurde vergrößert; weder er noch 
die Reichsstände besuchten persönlich den (seit 1663) „immerwährenden" 
Reichstag in Regensburg, sondern ließen sich durch Abgeordnete vertreten, 
die zusammen 240 Stimmen abgaben. 
Während seiner langen Regierung war Leopold I. mit einem 
dreifachen Kampfe beschäftigt: a) im W. gegen die Vergrößernngs- 
sucht Frankreichs, b) im O. gegen die abermals das christliche 
Europa bedrohenden Türken, c) im Innern gegen die mißvergnügten 
ungarischen Großen. Das drohende Übergewicht Frankreichs und 
die vsmanische Weltmacht wurde in diesen Kämpfen erschüttert, Ungarn 
enger mit dem Hanse Habsburg verbunden. 
Erster Türkenkrieg im I. 1664. Der Großfürst von 
Siebenbürgen verband sich mit dem Kaiser, um sich gegen einen von 
den Türken eingesetzten Nebenbuhler zu behaupten. Die Türken 
rückten aus Niederungarn gegen die Grenze Oberungarns vor und 
gingen bei der Cisterzieuser-Abtei St. Gotthard über die Raab; 
aber der kaiserliche Feldherr Moutecuculi erfocht hier einen schöneren 
Sieg, als feit 2 Jahrhunderten christliche Truppen in offener Feld¬ 
schlacht gegen die Osmanen gewonnen hatten. Doch der von den 
Türken eingesetzte Großfürst behielt seine Herrschaft, mußte aber 
auch den deutschen Kaiser als Schutzherrn anerkennen. 
Erster Reichskrieg gegen Ludwig XIV., 1674—1678, 
s. S. 44. 
Zweiter Türkenkrieg, 1683—1699. Während im W. 
Ludwig XIV. das Elsaß in Besitz nahm, wurden im O. die Türken 
noch einmal furchtbar. Das Zurückbleiben deutscher Truppen in 
Ungarn und deren Bedrückungen veranlaßten eine Verschwörung
	        
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