Object: Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter (Bd. 3)

Die Autokratie. 
261 
zu einer Union mit dem Adel genöthiget würden. Zwar ward das 
Parlament 13. Juli 1652 zu einem Beschlüsse gebracht, der diese 1652 
Union in sich hielt, weil darin die Nothwendigkeit der Befreiung 
des Königs aus der Gefangenschaft, in welcher Mazarin ihn halte, 
ausgesprochen, und dem Herzog von Orleans die Regentschaft des 
Reiches, dem Prinzen von Conde die Stellvertreterschaft des Regen¬ 
ten aufgetragen ward. Zwar schien die Stadt Paris mit den Mit¬ 
teln und Kräften, welche sie darbot, nun in die Gewalt des Adels 
fallen und die andern großen Städte des Reiches nachziehen zu müs¬ 
sen, aber es nahm schnell Alles eine andere Wendung. Das Blut, 
die Gewalt, die Verwirrung, durch welche diese Dinge erreicht wor¬ 
den, hatten den eigentlichen Bürgerstand eben ganz von dem Adel 
getrennt. Als daher Mazarin das Parlament von Paris nach Pont- 
oise- verlegte 6. Aug. 1652, gehorsamten die meisten Parlaments- 1652 
Mitglieder, auch die Bürger vollzogen die Beschlüsse nicht, zu denen ihre 
Behörden genöthiget worden, und begehrten laut die Rückkehr des 
Königs. Es waren aber die Städte die letzte Hoffnung des Adels 
gewesen. Als diese Städte nun mit seiner Sache nichts zu schaffen 
haben wollten, war an die Fortsetzung des Kampfes nicht zu denken. 
Mazarin erleichterte die Unterwerfung durch die Amnestie, welche er ver¬ 
kündete, und Ludwig XIV. konnte 21.Octbr. 1652 einen triumphiren- 1652 
den Einzug in Paris halten. Hiermit war dieFronde zu Grabe getra¬ 
gen und das Königthum abermals siegreich aus einer Gefahr her¬ 
ausgegangen. Es machte keine Mühe, das Gesetz vom 24. Octbr. 
1648 in Vergessenheit zu bringen? Die Menschen sehnten sich nach 
Ruhe und Ordnung und wenn das Königthum nicht freiwillig eine 
Einschränkung seiner selbst gewährte, so konnte und wollte man es 
nicht dazu nöthigen, denn es mußte, also meinten besonders die 
Städte, mit so theuren Preisen, mit Wildheit, Unordnung und 
Blut, mit der Gefahr einer neuen Adelsherrschaft, bezahlt werden. 
Es verdient bemerkt zu werden, daß in diesem ganzen Streite die 
Calvinisten sich ruhig gehalten und auf Seiten des Königthumes 
gestanden hatten. 
Den gewonnenen Sieg aber und die günstigen Verhältnisse, in die 
er in Frankreich gestellt, wird der Geist der Autokratie bald wohl be¬ 
nutzen. In einer ganz anderen Kraft noch als er unter Ludwig XIII. 
und Richelieu erschienen, wird er unter Ludwig XIV. hervortreten. 
Die romanische Welt ist überhaupt noch ausschließlicher als die ger¬ 
manische bestimmt, die Autokratie zu erfahren. Die pyrenäische, die 
italienische Halbinsel sind schon ganz unter ihr zusammengesunken; 
doch selbst hier sind die Geister noch gegen sie in Bewegung. Was 
aber von denselben getrieben wird, ist weder von Einsicht, Maß und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.