Die Autokratie.
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zu einer Union mit dem Adel genöthiget würden. Zwar ward das
Parlament 13. Juli 1652 zu einem Beschlüsse gebracht, der diese 1652
Union in sich hielt, weil darin die Nothwendigkeit der Befreiung
des Königs aus der Gefangenschaft, in welcher Mazarin ihn halte,
ausgesprochen, und dem Herzog von Orleans die Regentschaft des
Reiches, dem Prinzen von Conde die Stellvertreterschaft des Regen¬
ten aufgetragen ward. Zwar schien die Stadt Paris mit den Mit¬
teln und Kräften, welche sie darbot, nun in die Gewalt des Adels
fallen und die andern großen Städte des Reiches nachziehen zu müs¬
sen, aber es nahm schnell Alles eine andere Wendung. Das Blut,
die Gewalt, die Verwirrung, durch welche diese Dinge erreicht wor¬
den, hatten den eigentlichen Bürgerstand eben ganz von dem Adel
getrennt. Als daher Mazarin das Parlament von Paris nach Pont-
oise- verlegte 6. Aug. 1652, gehorsamten die meisten Parlaments- 1652
Mitglieder, auch die Bürger vollzogen die Beschlüsse nicht, zu denen ihre
Behörden genöthiget worden, und begehrten laut die Rückkehr des
Königs. Es waren aber die Städte die letzte Hoffnung des Adels
gewesen. Als diese Städte nun mit seiner Sache nichts zu schaffen
haben wollten, war an die Fortsetzung des Kampfes nicht zu denken.
Mazarin erleichterte die Unterwerfung durch die Amnestie, welche er ver¬
kündete, und Ludwig XIV. konnte 21.Octbr. 1652 einen triumphiren- 1652
den Einzug in Paris halten. Hiermit war dieFronde zu Grabe getra¬
gen und das Königthum abermals siegreich aus einer Gefahr her¬
ausgegangen. Es machte keine Mühe, das Gesetz vom 24. Octbr.
1648 in Vergessenheit zu bringen? Die Menschen sehnten sich nach
Ruhe und Ordnung und wenn das Königthum nicht freiwillig eine
Einschränkung seiner selbst gewährte, so konnte und wollte man es
nicht dazu nöthigen, denn es mußte, also meinten besonders die
Städte, mit so theuren Preisen, mit Wildheit, Unordnung und
Blut, mit der Gefahr einer neuen Adelsherrschaft, bezahlt werden.
Es verdient bemerkt zu werden, daß in diesem ganzen Streite die
Calvinisten sich ruhig gehalten und auf Seiten des Königthumes
gestanden hatten.
Den gewonnenen Sieg aber und die günstigen Verhältnisse, in die
er in Frankreich gestellt, wird der Geist der Autokratie bald wohl be¬
nutzen. In einer ganz anderen Kraft noch als er unter Ludwig XIII.
und Richelieu erschienen, wird er unter Ludwig XIV. hervortreten.
Die romanische Welt ist überhaupt noch ausschließlicher als die ger¬
manische bestimmt, die Autokratie zu erfahren. Die pyrenäische, die
italienische Halbinsel sind schon ganz unter ihr zusammengesunken;
doch selbst hier sind die Geister noch gegen sie in Bewegung. Was
aber von denselben getrieben wird, ist weder von Einsicht, Maß und