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schneiden. Der Kurfürst meinte jedoch, da er den Feinden so nahe sei,
wolle er sie sofort mit aller Macht angreifen.
4. Die Schlacht. Die Schweden (4000 Reiter, 7 000 Mann Fu߬
volk, 38 Geschütze) wurden von der brandenburgischen Vorhut, 1600
Reitern unter dem Prinzen von Hessen-Homburg*), vor Linum
eingeholt. Der Prinz hatte Befehl, den Feind um jeden Preis festzu¬
halten, und griff daher sofort an. Kurz vor Linum stoßen die vorhin
genannten Hochflächen durch einen kaum 1000 Schritt breiten Streifen
sandigen Landes zusammen. Der schwedische Oberbefehlshaber Wrangel
stellte hier sein Heer hinter einer alten Landwehr**) auf und lehnte
beide Flügel an das unwegsame Luch. Der Prinz, außer stände, die
Schweden aus ihrer festen Stellung mit seinen Reitern allein zu ver¬
drängen, ersuchte den Kurfürsten um Hilfe. Aber ehe dieser noch an¬
kam, war Wrangel, der offenbar bei dem starken Nebel den Vorteil
seiner nicht zu umgehenden und leicht zu verteidigenden Stellung nicht
erkannte, hinter das Dorf zurückgegangen. Hier nahm er eine neue
Stellung, den linken Flügel ans Luch, den rechten an das Dechtower
Fichtengehölz gelehnt, welches er aber verabsäumte, zu besetzen. Als des
Prinzen Reiter durch dieses Gehölz seinen rechten Flügel umgingen,
zog er sich bis kurz vor Hakenberg zurück und nahm dort Zum dritten¬
mal Stellung.
Mittlerweile war der Kurfürst mit den übrigen Truppen nach¬
gekommen, und der Entscheidungskampf begann. Die Schweden hatten
in ihrer rechten Flanke einige mit niedrigem Buschwerk bewachsene Hügel
unbeachtet gelassen, auf welchen der Kurfürst fofort seine Geschütze auf¬
fahren ließ. Abgesessene Dragoner mußten an Stelle des noch nicht
angelangten Fußvolkes die Bedeckung übernehmen. Alle Bemühungen
der Schweden, die Tod und Verderben sprühende Batterie zu nehmen,
blieben erfolglos. Dagegen gelang es ihnen, die in der Front an¬
greifenden Brandenburger zurückzudrängen. In diesem Augenblicke der
Gefahr stellte sich der Kurfürst selbst an die Spitze seiner Truppen und
war bald im dichtesten Handgemenge. Nach erbittertem Kampfe, Mann
gegen Mann, wichen endlich die Schweden und zogen auf Fehrbelliu
*) Diesem kühnen Reiterführer war (1658) bei der Belagerung Kopenhagens
im Schwedisch-Polnischen Erbfolgekriege durch eine Kanonenkugel der Unterschenkel
eines Beines zerschmettert worden. Seitdem trug er ein hölzernes Bein mit silbernen
Gelenken.
**) Graben mit Erdwall. Solche Landwehren waren von den ältesten Kolonisten
zum Schutze gegen feindliche Überfälle der Slaven angelegt worden.