Full text: Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee

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und ging auf das wellige Hügelgelände links der Saale zurück. Sofort 
besetzten die Franzosen unter Lannes die verlassene Stellung und er¬ 
stiegen ohne Kampf die steilen Berglehnen gegen Cospeda hin. Hohenlohe 
sollte seine Truppen nach einem Befehle des Herzogs, der unter solchen 
Umständen besser nicht befolgt worden wäre, weiter westlich in eine 
Stellung zwischen Weimar und Apolda an die Ilm zurückführen. Er 
hatte es unbegreiflicher Weise unterlassen, die steilen Abhänge gegen 
Jena, namentlich den 120 m hohen Landgrafenberg, zu besetzen und bis 
nach erfolgtem Abzug der Hauptarmee zu verteidigen. Das sollte sich schwer 
rächen. Noch in der Nacht ließ Napoleon die Anhöhen besetzen und 
leitete persönlich mit der Fackel in der Hand das Hinausschaffen der 
Geschütze auf die Hochfläche. In und um Jena sammelten sich in der 
Nacht vom 13. znm 14. Oktober nach und nach 78000 Franzosen, denen 
gegenüber Hohenlohe nur über 28000 Mann verfügte. 
4. Die Schlacht bei Jena. Am Morgen des 14. Oktober bedeckte die 
Gegend dichter Nebel, welcher Hohenlohe verhinderte, die ganze Gefahr 
zu übersehen, in der er sich befand. Gegen 6 Uhr griff Lannes die 
preußische Vorhut unter Tauentzien au. Zwei Stuudeu wehrten sich die 
Preußen gegen die mehr als doppelte Anzahl der Franzosen; aber bald 
fehlte es an Schießbedarf, mehr als die Hälfte der Mannschaft war 
gefallen, und Tauentzien mußte sich uach Vierzehnheiligen zurückziehen, 
das nach erbittertem Kampfe von den mit Übermacht nachdringenden 
Franzosen genommen wurde. Während dieser Kämpfe bei Jena hatte 
Sonlt die Saale überschritten, die Höhen am linken Ufer derselben er¬ 
stiegen und den bei Rödichen stehenden linken preußischen Flügel (6000 
Mann unter Holtzendorff) nach tapferer Gegenwehr von der Hauptarmee 
abgedrängt. Gegen 9^2 Uhr ging die Hauptmacht des preußischer: 
Heeres, die bei Capellendorf gelagert hatte, gegen Vierzehnheiligen 
vor, konnte es aber den Franzosen nicht wieder entreißen. Zwei Stunden 
lang behaupteten sich die Preußen gegen die ihnen an Zahl weit über¬ 
legenen Franzosen; aber ihre Verluste mehrten sich, der Schießbedarf ging 
zu Eude, und endlich wichen sie, von allen Seiten überflügelt, in Unordnung 
nach Capellendorf zurück. Da erschien von Weimar her Rüchel mit seinem 
Korps; aber anstatt einfach den Rückzug zu decken, nahm er mit unzureichen¬ 
den Kräften die Schlacht wieder auf. Seine ermüdeten Truppen leisteten 
das Menschenmöglichste an Tapferkeit, aber vergebens; die meisten 
Offiziere fielen, Rüchel selbst erhielt einen Schuß in die Brust; Regimenter 
schmolzen zu Bataillonen zusammen. Art dem verheerenden Feuer der 
dichten französischen Schützenschwärme und der Überzahl der Feinde brach
	        
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