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stein setzte. Seines Stammes, nämlich der Gensfleische zum Gillen¬
berg, war er der Letzte. Tie undankbare Welt erkannte und dankte
es lange Zeit dem großen Manne nicht, daß er ihr die Wege der
Erkenntnis eröffnet hatte. Erst in unserer Zeit hat man es in
Mainz erkannt, daß die Stadt es sich schuldig sei und ihrem größten
Bürger, daß sie ihm ein Denkmal setze. Ties geschah denn mit
großer Feierlichkeit am 14. August 1837, und wenn einer unserer
Leser nach Mainz kommt, so versäume er ja nicht, das erzene
Standbild Gutenbergs auf dem Platze nahe bei dem Dome, der
auch Gutenbergsplatz heißt, zu besehen.
Schon im Jahre 1-170 errichtete ein Gehilfe Gutenbergs eine
Druckerei in Nürnberg, und der Abt von St. Ulrich in Angsbnrg
legte 1472 in der Abtei selber eine Druckerei an. Bald hatte man
nicht mir an vielen Orten Deutschlands, sondern auch Italiens uni)
Frankreichs ?e. Druckereiwerkstätten. Die neue Kunst eroberte die
Welt.
Deutscher Bücherdruck und Buchhandel.
Von I. Iaussen.
„Aus keine Erfindung oder Geistesfrucht", rühmte Jakob Wim-
pheling, „können mir Teutsche so stolz fein als aus die des Bücher¬
drucks, die uns zu neuen geistigen Trägern der Lehren des Ehrrsten-
tums, aller göttlichen und irdischen Wissenschaft und dadurch zu
Wohlthätern der ganzen Menschheit erhoben hat. Welch ein anderes
Lebeu regt sich jetzt in allen Klassen des Volkes, und wer wollte
nicht dankbar der ersten Begründer und Förderer dieser Kunst ge¬
denken, auch wenn er sie nicht, wie dies bei nns und unseren Lehrern
der Fall, persönlich gekannt und mit ihnen verkehrt hat."
„Tie in Mainz erfundene Buchdruckerkunst", schrieb der Kart¬
häusermönch Werner Rolewinck in seinem Abrisse der Weltgeschichte,
„ist die Kunst der Künste, die Wissenschaft der Wissenschaften, durch
deren rasche Ausbreitung die Welt mit einem herrlichen, bisher
verborgenen Schatze von Wissen und Weisheit bereichert und er¬
leuchtet worden ist. Eine unendliche Zahl von Büchern, welche ehe-
Bilder deutscher Kultur und Geschichte. 7