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2tiibre beugten ihren trotzigen Nacken vor bcv Willenskraft ber
brei ersten Hohenzollem. Aber bein vielverheißenben Anlaufe ent¬
sprach ber Fortgang nicht. Tie Nachfolger jener hochstrebenden
■Velben sanken bald zurück in bie bequeme Enge beutfcher Kurfürsten¬
politik. Sie verloren bie kaum errungene landesherrliche Gewalt
zum guten Teile wieber an bcn Landtag, hielten mit ihren über¬
mütigen Herren (Ständen wohl oder übel haus, suchten wie alle
mächtigeren Reichssürsteu Verwaltung und Rechtspflege ihres Lan-
bes vor jcbcin Eingriff ber Reichsgewalt zu behüten und blieben
dabei dem Kaiserhause hold und gewärtig; sie traten spät und
zögernd in die lutherische Kirche ein und überließen die Führung der
protestantischen Parteien gemächlich au Kursachsen und Kurpfalz.
99tit gutem Grunde sagt König Friedrich in den Teukwürdig-
feiteu seines Hauses: wie ein Fluß erst wertvoll werde, weitn er
schiffbar sei, so gewinne die Geschichte Brandenburgs erst gegen
Ansang des siebzehnten Jahrhunderts tiefere Bedeutung. Erst unter
Kurfürst Johann Sigismund traten drei entscheidende Ereignisse
ein, welche den Marken eine große Zukunft, eine von dem Leben
ber übrigen Reichsländer grundverschiedene Entwickelung verhießen:
die Vereinigung des säkularisierten Teutsch-Ordenslaudes mit Bran¬
denburg, der Übertritt des Fürstenhauses zur reformierten Kirche,
endlich die Erwerbung der niederrheinischen Grenzlande.
Auch andere Reichsfürsten, Katholiken wie Protestanten, hatten
ihre Macht durch die Güter der alten Kirche erweitert. Im Crbens-
lande aber wagte bie Politik ber deutschen Protestanten ihren ver¬
wegensten Griff. Auf Luthers Rat entriß der Hohenzoller Albrecht
der römischen Kirche das größte ihrer geistlichen Territorien. Tas
gesamte Gebiet des neuen Herzogtums Preußen war entfremdetes
Kirchengut; des Papstes Bann und des Kaisers Acht trafen den
abtrünnigen Fürsten. Niemals wollte der römische Stuhl diesen
Raub anerkennen. Indem bie märkischen Hohenzolleru bie Herzogs-
kroue ihrer preußischen Vettern mit ihrem Kurhute verbanden,
brachen sie für immer mit der römischen Kirche; ihr Staat stand
und fiel fortan mit dem Protestantismus. Zur selben Zeit nahm
Johann Sigismund bas reformierte Bekenntnis an. Er legte ba-