Full text: Bilder deutscher Kultur und Geschichte

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und die Sparren des Daches sah, und auf den Herd, dessen Rauch 
durch eine Öffnung der Decke zog. An den Seiten waren Ver¬ 
schlage und geschlossene Räume; saßen die dienenden Frauen nicht 
in gesonderter Wohnung, so arbeiteten sie getrennt in zweien dieser 
Räume, von denen der eine bessere Ehre hatte. Neben dem Haus 
lagen Scheuern, Ställe und offene Schuppen, auch das Badehaus 
wird häufig erwähnt. Ferner die Kemenate (caminata), ein heiz¬ 
barer Raum ohne Herd für Frauen. Kostbarkeiten u. s. w. Auf 
dem Herrensitz eines Großen standen noch andere Gebäude für 
gastliche Bewirtung, darunter eine große Halle mit Rampe oder 
Stufen: der Palast; sein Dach wurde durch Holzsäulen getragen, 
längs den Wänden lief eine Bühne mit den Ehrensitzen für die 
vornehmen Gäste und Frauen. Anders erhob sich das alemannische 
Hans mit flachem vorspringenden Dach und Holzgalerien, der Ahn 
des jetzigen Schweizerhauses; wir dürfen annehmen, daß der Thü¬ 
ringer schon damals, wie durch die späteren Jahrhunderte, auf dem 
festgestampften Lehm seines Hansflurs saß, von welchem die vor¬ 
nehmsten Teile des Hauses, Frauenraum und Schlafstellen mit 
erhöhtem Boden und Thüren abgeschlossen waren. Nicht weniger 
altertümlich breitete das altsächsische Haus sein großes Strohdach 
mit den Pferdeköpfen am Giebel über Diele, Herd. Schlafräume 
und Viehstülle; denn enger schloß sich in dem Einzelgehöft das 
Hauswesen um die Häupter der Menschen und Tiere. 
Aber neben der deutschen Wohnung war damals im Westen 
und Süden auch aus dem Lande der römische Turmbau nicht selten. 
In den Vorbergen der Alpen, im Zehntland und ans den Rhein- 
hügeln ragten überall die alten Türme der Römer, viereckige 
Warten mit mehren Stockwerken, um deren oberste eine hölzerne 
Galerie lief; die Eingangsthür lag zuweilen hoch über dem Boden, 
so daß man nur mit einer Leiter herankommen konnte; dann 
waren die Stockwerke auch im Innern wohl durch Leitern ver¬ 
bunden, welche abgenommen, Verteidigung von oben gegen den 
eindringenden Feind gestatteten. Diesen Steinturm umschloß ein 
Pfahlwerk und Graben. Auch wo die Mauer größerer Kastelle 
mit ihren Zinnen und Türmen dauerte, waren in dem engen Bezirk,
	        
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