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der kleinen Welt seiner Umgebung. Es würde daher falsch sein,
sich Karl den Großen mich nur in den letzten Jahren seines langen
Lebens von Zuständen umgeben zu denken, die dein Ideale ge¬
glichen hätten, das seine Seele wie ein schöner Traum entzückte.
Noch im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert galten Karls
Anschauungen als vorbildlich für jeden Herrscher, ein sicherer Be¬
weis dafür, daß auch damals noch nicht Karls Ziele völlig zn
Leben und That geworden waren.
Die Ritterburgen.
Von A. Schöppner. Aus: Deutsches Lesebuch von Joseph Kehreiu.
Leipzig 1895.
Tie Errichtung der Burgen war sehr verschieden nach den ver- .
schiedenen Lokalitäten; indes wird sich doch mehr allgemein Über¬
einstimmendes finden lassen, als in unseren Hausbauten. Tie ger¬
manische Volkssitte hatte eine zu breite, feste Basis auch für häus¬
liche Einrichtungen gegeben, und wie auch Klima und Bildung
abändernd wirkten, gewisse Übereinstimmungen finden sich doch
überall. Nur einen Unterschied müssen wir schärfer festhalten: den
zwischen den Burgen umfassenderer Anlage, den Hofburgen, und
zwischen den enger zusammengedrängten festen Häusern oder den
Burgställen. Eine Hofburg, die mit allen Teilen des Baues, die
irgend erwähnt werden, ausgestattet war, hatte zuvorderst eine
Umgebung aus Mauerwerk oder Pfahlwerk, eine äußerste Umfassung:
die Zingeln. Waren die Zingeln gemauert, so waren sie in der
'Kegel wohl nicht mit Zinnen versehen, sondern waren oder ent¬
hielten einfache Brustwehren. Ter Thoreingang oder die Thor¬
eingänge in dieselben (Höhenburgen hatten selten mehr als zwei
solcher Eingänge) lagen zwischen niederen Türmen, die zur Ver¬
teidigung des Einganges an den Zingeln angebracht waren.
Zwischen den Zingeln und der inneren Mauer lag zunächst ein
freier Raum, der Zwinger (Zwingelhos, Zwingolf). Zuweilen
standen im Zwinger oder auch ganz außerhalb der Burg einzelne
Lindenbänme auf Rasenplätzen (Angern); sonst liebte man. die