Die Deutschen vei ihrem (Eintritt in die Geschichte.
Heinrich von SU6e 1, Kleine historische Schriften. München 1869.
Der Ursprung der Germanen entzieht sich wie alles Entstehen
der menschlichen Dinge dem Blick der Forschung. Das Volk selbst
hatte, als es im Anfang der christlichen Zeitrechnung am Rhein-
und Dvnanuser mit den Römern in Berührung kam, keine Er-
innerung über seine Herkunft bewahrt. Die Gewährsmänner des
Tacitus erfuhren Don den Germanen, sie seien Söhne dieses Bodens,
Autochthoneu der deutschen Erde. Eine im strengen Sinne des
Wortes geschichtliche Kunde, welche uns weiterführen könnte, liegt
nicht vor; die einzige wissenschaftlich sichere Lenchte in diesem Dunkel
frühesten Altertums giebt die vergleichende Sprachkunde. Diese hat
denn als zweifellos den großen Zusammenhang des indogermanischen
Völkerkreises erhärtet, zn dem außer den Germanen, Galliern und
Slaven unter andern die Griechen und Lateiner, die Perser und
Inder zu rechnen find. Ihre Verwandtschaft zeigt sich der ge¬
naueren Betrachtung als ursprüngliche Einheit; je höher hinauf
man in das Altertum der einzelnen Sprachen eindringt, desto deut¬
licher erhellt der Zusammenhang mit dem gemeinschaftlichen 11r-
stamm. Es ergiebt sich hieraus sofort der Schluß, daß einst die
Stammväter jener Nationen ein einziges Volk gebildet und wahr¬
scheinlich im asiatischen Osten zusammengewohnt haben. Insbesondere
zeigt die altdeutsche Sprache eine sehr nahe Verwandtschaft mit der
altindischen, der Sanskritsprache, und zwar mit einer Entwickelungs-
stuse derselben, welche etwa bis zum achten Jahrhundert vor Christus
gedauert hat. 99?an kann hieraus die Vermutung ableiten, daß die
Bilder deutscher Kultur und Geschichte. 1