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„Roland, der Ries', am Rathaus zu Bremen 
Steht er, ein Standbild, standhaft und wacht, 
Roland, der Nies', am Rathaus zu Bremen, 
Kämpfer einst Kaiser Karls in der Schlacht." Rückert. 
Anm. Wie sehr die Allitteration der deutschen Sprache angemessen ist, das beweist 
"'cht nur ihre Anwendung in der Poesie, sondern auch in zahlreichen, sogar sprichwörtlich 
gewordenen Ausdrücken des gewöhnlichen Lebens, z. B.: Haus und Hof, Land und 
^ute, Kind und Kegel, Stumpf und Stiel, Schimpf und Schande, Wohl und Wehe, 
Bittern und Zagen, Nacht und Nebel, Haut und Haar, Herz und Hand, Wind und 
Wetter, Bausch und Bogen, bitter und böse, drum und dran, durch dick und dünn, 
drunter und drüber, fix und fertig, frank und frei, ganz und gar, tichten und trachten, 
^eld und Gut, Glück und Glas, Kisten und Kasten, Wehr und Waffen. — Hoffen und 
Harren macht manchen zum Narren. Gleich und gleich gesellt sich gern. Frisch gewagt 
'si halb gewonnen. 
2. Die Assonanz. 
8- 17. Assonanz ober Halbreim ist die Übereinstimmung der Vokale 
den Stammsilben mehrerer Wörter, z. B.: ruhig, Kummer, Grube, ver¬ 
muten. Die assonierenden Wörter stehen gewöhnlich am Ende der Verse, zu¬ 
teilen aber auch innerhalb derselben Verszeile. Beispiele: 
„An dem Meeresufer ging 
Augustinus einst lustwandeln, 
Mit den höchsten Gegenständen 
Sich beschäft'gend in Gedanken" rc. 
v. Diepenbrock (St. Augustinus, S. 379). 
Die Assonanz wurde in der deutschen Dichtung wenig angewandt, findet 
ssch jedoch in manchen Dichtungen des Mittelalters (namentlich auch im Volks- 
siede) oft statt des Endreims, z. B.: 
„Zu Straßburg auf der Schanz, 
Da ging mein Trauern an." Volkslied. 
In einzelnen neueren Gedichten wechseln Assonanz und Endreim miteinander 
ab, z. B.: 
„Und wenn die alten Raben 
Noch stiegen immerdar, 
So muß ich auch noch schlafen 
Verzaubert hundert Jahr." Rücken (S. 376). 
Anm. Obgleich die Assonanz dem Wesen der deutschen Sprache weniger entspricht 
Ms die Allitteration, so findet sie sich doch ebenfalls in manchen sprichwörtlich gewordenen 
Redensarten, z. B.: kurz und gut, ganz und gar, angst und bang; in Stadt und Land; 
mit Wissen und Willen; bei Tag und Nacht; mit Spott und Hohn; Handwerk hat 
Einen goldenen Boden. 
3. Der Reim. 
8- 18. Der Reim (Vollreim) ist der Gleichklang ganzer Silben oder 
Wörter in Vokalen und Konsonanten mit Ausnahme der Anlaute, z. B.: 
Nacht, Macht; geben, leben; sonnige, wonnige. Seit Otsried (6. Jahrhundert) 
'ft der Reim für die deutsche Poesie die wichtigste und gebräuchlichste Art des 
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Sommer, Deutsches Lesebuch. 4. Ausl.
	        
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