Full text: Generalfeldmarschall Graf Moltke

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Meine Herren, wenn der Krieg, der jetzt schon mehr als 
zehn Jahre lang wie ein Damoklesschwert über unsern Häup¬ 
tern schwebt, wenn dieser Krieg zum Ausbruch kommt, 
so ist seine Dauer und sein Ende nicht abzusehen. Es sind 
die größten Mächte Europas, welche, gerüstet wie nie zuvor, 
gegeneinander in den Kamps treten; keine derselben kann in 
einem oder in zwei Feldzügen so vollständig niedergeworfen 
werden, daß sie sich für überwunden erklärte, daß sie auf 
harte Bedingungen hin Frieden schließen müßte, daß sie sich 
nicht wieder aufrichten sollte, wenn auch erst nach Jahres¬ 
frist, um den Kampf zu erneuern. Meine Herren, es kann 
ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden 
— und wehe dem, der Europa in Brand steckt, der zuerst 
die Lunte in das Pulverfaß schleudert! (Bravo!) Nun, 
meine Herren, wo es sich um so große Dinge handelt, da 
kann allerdings die Geldfrage erst in zweiter Linie in Betracht 
kommen. Hätten wir die sehr großen Ausgaben nicht ge¬ 
macht für militärische Zwecke, für welche der Patriotismus 
dieses Hauses und der Nation die Mittel gewährt haben, 
so würden allerdings unsere Finanzen heute sehr viel günstiger 
liegen, als es gegenwärtig der Fall ist. Aber, meine Herren, 
die glänzendste Finanzlage hätte nicht verhindert, daß wir 
bei mangelnden Widerstandsmitteln heute am Tage den Feind 
im Lande hätten; denn lange schon und auch jetzt noch ist 
es nur das Schwert, welches die Schwerter in der Scheide 
zurückhält. (Bravo!) Der Feind im Lande würde schnell 
mit unsern Finanzen ausräumen. Meine Herren, je besser 
unsere Streitmacht zu Wasser und zu Lande organisiert ist, 
je vollständiger ausgerüstet, je bereiter für den Krieg, um 
so eher dürfen wir hoffen, vielleicht den Frieden noch länger 
zu bewahren oder aber den unvermeidlichen Kampf mit 
Ehren und Erfolg zu bestehen. (Bravo!) Ich glaube, daß 
alle Regierungen aufrichtig bemüht sind, den Frieden 
zu halten — es fragt sich nur, ob sie stark genug sein
	        
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