Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Aper — Aphrodite. 
97 
der Beredsamkeit in ziemlich sophistischer Weise 
(c. 5—10. 16—23.). 
Aper, der Eber, das Wildschwein, eine Lieblings¬ 
speise und Hauptgericht (caput cenae) der römischen 
Gastmähler (animal propter convivia natum, 
Juv. 1, 141. oder Varro r. r. 2, 4. suillum 
pecus donatum ab natura dicunt ad epnlandum), 
den zuerst P. Servilius Rnllns, Vater jenes Rul- 
1ns, gegen dessen Ackergesetze Cicero zwei Reden 
hielt, ganz auf die Tafel zu setzen lehrte. Plin. 
n. h. 8, 51, 78. vgl. Var r. r. r. 2, 4, 10. An¬ 
tonius ließ einmal acht Stück zugleich auftragen. 
Man stritt über den Vorzug der umbrischen, 
tuscischeu, lucanischeu und lanrentischen. „Die 
köstliche Eichelmast der ital. Waldungen bewirkt 
jene Feinheit am Geschmacke des Schweinefleisches, 
welche die ital. Schinken und Salami mit Recht 
zn einer Deliee der Gutschmecker macht." W. E. 
Weber zu Inv. a. a- O. 
Apex (vielt, eher mit pectere als mit apere 
zusammenhängend), eigentlich jede Spitze, dann 
die Spitze am pileus mit der dünnen, wvllnm- 
wundenen Rnthe, virga oleaginea, auch der pileus 
selbst, die in eine kegelförmige Spitze auslaufende 
Hauptbedeckung, namentlich das Filzbarret der 
Priester, ähnlich der greichischen uvQßaoicc, beson¬ 
ders von den Flamines und Salii getragen, von 
dem Flamen Dialis beständig, außer in seinem 
Hanse; angeblich eingeführt vom Ascanius. Die 
Mütze war weiß und aus dem Felle eines Opfer¬ 
lammes kegelförmig zusammengenäht. Liv. 6, 41. 
Lucan. 1, 604. Auch wird das Wort bisw. mit 
der persischen tiara, einem ebenfalls kegelförmig 
zulaufenden Fürstenhute, verwechselt und daher 
bildlich wie unser Diadem gebraucht. Cic. Cat. m. 
17, 60. Liv. 1, 36. Hör. od. 1, 34, 14 s. 3, 21, 
20. Am Helm heißt apex die Vertiefung, in welche 
der Roßschweif gesteckt wird. 
Apliäka, tec "Acpav.a, im A. T. Aphek, jetzt 
Afka, am Flüßchen Adonis in Koilesyrien zwischen 
Heliopolis und Byblos an der phoinikischen Grenze, 
mit berühmtem Venustempel und einem Orakel, 
das erst Konstantin der Große aufhob. 
Apliäreus, ’Acpagevs, l) Aph. und Aphareiden 
s. Aiolos, 1. und Idas. — 2) Sohn des Sophisten 
Hippias und der Plathane, Adoptiv-uud Schwieger¬ 
sohn des Redners Jsokrates, Redner und Tragiker 
in Athen, verfaßte Reden der parlamentarischen 
und gerichtlichen Gattung, darunter auch eine in 
der Angelegenheit feines Vaters: ngog Meya- 
y.\£l8y\v usqI zrjs dvri,S6ascog; ferner gegen 37 
Tragödien, und siegte zweimal an den Dionyfien 
und zweimal an den Senaten. Er schrieb zwischen 
Ol. 102, 4 und 109, 3 (Flut. X. oratt. p. 839. 
C.); von seinen Werken hat sich aber nichts erhalten. 
Aplietai, ’Acpsrat od. ’Acpszca, Bucht an der 
Halbinsel am Eingänge des pagasaiifchen Meer¬ 
busens, wo die Argonauten den Herakles zurück¬ 
ließen, so benannt vom Abstoßen («(pn^i) der 
Schiffe. Hier ankerte die Perserflotte nach dem 
an der Sepiasküste erlittenen Unfall u. veranstaltete 
Lerxes ein Wettrennen, Hdt. 7, 193. 8, 6. 
Atfsrol fi/iisQai, die Tage, an denen die Sena¬ 
toren in Athen, sowie die Gerichte keine Sitzungen 
hatten, besonders die Festtage, aber auch die uno- 
cpQctSss rilligen, dies nefasti, denen man eine 
unglückliche Vorbedeutung zuschrieb (z. B. die drei 
letzten Monatstage), an denen daher auch feine 
Real-Lexikvn des class. Alterthums. 5. Aufl. 
Gerichte, mit Ausnahme der qpcmKa, gehalten 
wurden. 
Apliidnai, ’AcpiSvat, bei Kapandriti, eine der 
12 kekropischen Städte Attika's, 3 Stunden östl. 
von Dekeleia. Die Tyndariden eroberten die Feste, 
wo Thefeus die Helena verborgen hatte (Hdt. 9, 
73.); auch zu Demosthenes' Zeit war sie noch be¬ 
festigt. 
Aplirodisia, tu ’A<pqo8iglcc, das der Aphrodite 
geweihte Fest, am feierlichsten zu Paphos (außer¬ 
dem auch zu Amathüs) auf Kypros in dem Tem¬ 
pel begangen, den Kinyras ihr erbaut hatte. Aus 
dessen Familie wurden daher auch die Priester ge¬ 
wählt, deren vornehmster ’AyfixcoQ hieß. 
Aphrodisias, ’AcpQoSioiüg, l) eine Grenzstadt 
zwischen Karien und Phrygien mit einem Herr¬ 
lichen Aphroditetempel, von welchem sich gro߬ 
artige Ruinen erhalten haben. Weil die Ein¬ 
wohner es in den Bürgerkriegen zwischen Cäsar 
I und Pompejus, Antonius und Octavian mit der 
siegreich gebliebenen Partei gehalten Hatten, wur¬ 
den sie für frei erklärt (Plin. n. h. 5, 28, 29.) 
und bekamen das Recht eines Asyls (Tac. ann. 
! 3, 62.). Spuren der alten St. haben Reisende in 
dem Heutigen Gheira oder Keireh erkannt. — 2) 
alter Name für Gades, f. d. — 3) eine kilikifche 
Küstenstadt, Kypros gegenüber, mit geräumigem 
Hasen. Liv. 33, 20. — 4) eine Insel an der 
Küste von Kyrena'ika mit einem Aphroditetempel. 
Hdt. 4, 169. — 5) eine Insel au der karmanischen 
Küste im persischen Meerbusen. Plin. n. h. 6, 25, 28. 
Aphrodision, ’ AcpQodioiov, 1) Stadt an der 
; Nordküste von Kypros. — 2) Hafenstadt in Nu- 
midien, nicht weit von Hippo Regius. — 3) kleine 
Ortschaft im südlichen Arkadien auf der Straße 
von Megalopolis nach Pallantion. 
Aphrodite, ’AcpqoSlzt], Venus, nach Homer (II. i 
5, 371. 428.) Tochter des Zeus und der Dione, 
nach Hesiod (theog. 190.) aus dem Schaume (ucpQÖg) 
des Meeres entstanden 
und an derJnselKypros 
ans Land gestiegen (dah. 
’AcpQoyivsLcc, ’AvaSvo- 
H£V7], KvTtQOyEVElCi). 
Sie ist die Göttin der 
Liebe und Schönheit 
und übertrifft alle an¬ 
dern Göttinnen an An¬ 
muth und Liebreiz. Die 
Horen, welche Alles zur 
schönen Blüte Bringen, 
die Chariten, Peitho, 
Pothos und Himeros, 
Personisicationen lie¬ 
bender Sehnsucht, sind 
in ihrem Geleite; in 
ihrem Gürtel sind alle 
Zauberreize versammelt, 
die selbst den Weisen bethören (II. 14, 215.): 
Menschen u. Götter, Alles, was lebt, ist ihrer 
Macht unterworfen, Ilom. hymn. in Vener. Sie 
verleiht Schönheit und das Glück der Liebe und 
wird somit auch eine Göttin der Ehe. Durch die 
Ehe verbindet sie das Volk zur Gemeinde; daher 
wurde sie z. B. in Athen als IlävSrj^og verehrt. 
Diese aber erhielt in späterer Zeit die Bedeu¬ 
tung einer Göttin gemeinsiunlicher Liebe, und man 
stellte ihr eine ’A. Ovquvlu entgegen zur Bezeich-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.