108 Arabia -
Arabia, rj 'Apaßiu, ist im weitesten Sinne
diejenige Halbinsel des südwestlichen Asiens, welche
im N. von Syrien und Palästina, im W. von
Aegypten und dem arabischen Meerbusen, im S.
vom erythraiischen Meere, im O. von dem per¬
sischen Meerbusen, im NO. von Babylonien und
Mesopotamien begrenzt wurde. Die Griechen und
Römer theilten das Land, besonders seit Ptole-
maios, in 3 Theile: Arabia deserta (rj zgr^Log
’AQaßicc), die Sandwüsten südlich von Palmyra
bis zur eigentlichen Halbinsel; Arabia felix (rj
svSaificov ’A.), die Halbinsel selbst, und nur diese
nannten die Bewohner Arabien; Arabia petraea
(A. r] sv IJezqcc, rj xarar TJizgav), anfänglich
nur das Gebiet der Stadt Petra im NW. nach
Aegypten zu, später jener ganze Strich (fälschlich
wurde der Name nachher das „steinige A." über¬
setzt). Den Alten waren nur die Küsten der
Halbinsel bekannt, weshalb man im Allgemeinen
das Land für viel fruchtbarer hielt, als es war.
Die Bewohner, Aräbes, ''Agtxßsg, waren semitischen
Stammes und früh durch ihren Handel mit Indien
bekannt, hielten sich daher an der Küste, während
im Innern Nomaden wohnten. Unter den Ge¬
birgen nennen die Alten in Arabia petraea das
schwarze Gebirge, za (islava oq-tj (jetzt Dschebel
Sinai), und dessen beide Spitzen, Horeb und Sinai
(j. Dschebel Musa); mehr im Innern den Zamas
(Zafi??e); die ztiSv^iu oqtj (j. Dschebel Hhuther)
im SO. am persischen Meerbusen. Die Flüsse
waren im Alterthum wenig bekannt. — Die
Nachrichten Herodots (1, 198. 2, 8. 12. 3, 8. 9.
88. 91. 97. n. ö.) zeigen, daß man auch außer¬
halb der Halbinsel wohnende Stämme mit dem
Namen Araber bezeichnete. Unter den Stämmen
sind zu merken: Chatramotitä, die Bewohner des
Landes Hazarmavet (in der Bibel, noch jetzt
Hadzramant) an der Südküste, wozu die Insel
Dioscoridis (j. Socotora) mit der Hauptstadt
Sabatha (j. Sava) gehörte; die Sabäi im heutigen
Jemen mit den Städten Saba, Mariaba; die
Homeritä (Himjaritä) ebendort; die Minäi mit
den Städten Macoraba (Mekka), Jathrippa (Medina),
Thäma (Theima) n. a. Dem wüsten Arabien zu
wohnten die Saraceni (-Zagax^voi), die Ansitä
(Avoltul, Ptol, Uz des A. T.). Die Bewohner
der A. petraea waren die Amalekiter, Midianiter,
Horiter, Edomiter u. A. Das eigentliche Arabien
haben die Griechen und Römer nicht betreten;
eine Expedition des Aelins Gallus unter August
im I. 25 mislang durch Verrath des Sylläus.
Flin n.Ji. 6, 28, 32. Bio Cass. 53, 29.
Arabiens sinus, v.6\nog wird der
Meerbusen genannt, welcher Arabien von Aegypten
trennt und dessen nördlicher Theil der sinus
Heroopolites, das Schilfmeer der Bibel, ist.
Schon Herodot (2, 11. 4, 39.) kennt diesen Meer¬
busen, dessen genauere Kenntniß aber erst aus
den Zeiten der Ptolemaier stammt.
Aräbus (Curt. 9, 10, 6.), ’Agaßiog nozafiog,
’^Qßis, Fluß in Gedrofien, j. Pnrally, mündet 1000
Stadien westlich vom Indus. Arr. 6, 21, 3. An
diesem Flusse wohnten die ’Aqaßizat in zerstreuten
Flecken längs der Küste. Strab. 15, 720. Arr.
6, 21, 4.
Araclme, ’AQaxvrj, eine lydische Jungsrau,
Tochter des Jdmon, eines kolophonischen Purpur¬
färbers, welche von Athene die Webekunst erlernt
- Aratos.
hatte. Sie forderte die Athene zum Wettstreite
in dieser Kunst auf und stellte die Liebesabenteuer
der Götter in ihrem Gewebe dar. Athene zerriß
erzürnt das Gewebe, schlug der Ar. vor die
Stirn und verwandelte, als diese aus Gram
sich erhängen wollte, dieselbe in eine Spinne
(<xQccxvr]). Ov. met. 6, 5 ff.
Aracbösia, ’Agaxmoia, die südöstlichste Provinz
des persischen Reiches, südlich von Gedrofia, jetzt
Kandahar nebst den südwestlichen Theilen von
Kabul. Die Bewohner, Aqcc%cozol, waren beson¬
ders als Reiter bekannt. Arr. 3, 8, 4. 11, 3.
3, 6, 17. 5, 11 3. 7, 6, 3.
Araclitbos, ’'Aqcc%&os, j. Arta, bedeutender
Fluß in Epeiros, mündet in den ambrakischen
Meerbusen.
Arädos, 'AgaSog, 1) im A. T. Arvad, j. Arvad
oder Ruad, Stadt in Phoinikien auf einer Insel,
20 Stadien vom Festlande, 7 Stadien im Um¬
fang ; feit der Selenkidenherrschaft neben Tyros
und Sidon die mächtigste Stadt mit Asylrecht.
Ihr Hafen war das 1 Stunde nördl. ihr gegen¬
überliegende Antarados. Ein eigener König be¬
herrschte Stadt und Umgegend (Arr. 2, 13, 8.
20, 1.); durch eine Belagerung nach der Schlacht
bei Philippi litt die Stadt sehr. Bio Cass. 48, 24.
49, 22. — 2) eine Insel im persischen Meer¬
busen, j. Arad, eine der Bahreininseln.
Arae Pbilaenörum, of SlIuwcov ßcofioi, Ort
an der großen Syrte, die Grenze zwischen den
Gebieten von Kyrene und Karthago bildend, viel¬
leicht beim heutigen Elbenia; bekannt durch die
Vaterlandsliebe zweier Karthager, die sich hier
lebendig begraben ließen, um ihrer Vaterstadt
eine Gebietsvergrößerung zuzuwenden. Sali. Jug.
19. Val. Max. 5, 6.
Arakyntbos, ’Agdnw&og, Gebirgszug in
Aitolien zwischen Acheloos und Enenos, an den
Abhängen fruchtbar, j. Zygo.
Arar, ”Aqccq, j. Saone (aus Sauconna ent¬
standen), bedeutender Nebenfluß (rechts) des
Rhodanus in Gallien, entspringt ans dem Mons
Vosegns, strömt nach SW, nimmt den Dubis
(Doubs) auf und mundet bei Lugduunm (Lyon)
in den Rhodanus. Caes. b. g. 1, 12. 8, 4. Tac.
hist. 2, 59. ann. 13, 53.
Araspes, ’Agäonrjg, ein Altersgenosse, Gespiele
und Günstling des Kyros, ans einem vornehmen
medischen Geschlechte (Xen. Cyr. 5, 1, 1 ff.), der
von heftiger Liebe zu der Panthea, der Gemahlin
des K. Abradätas von Susiana, entbrannte, deren
Bewachung ihm anvertraut war (6, l, 31 ff.).
Arätor, Freund des Ennodius (s. d.), gebildet
in Mailand und Ravenna, nahm in Rom im
6. Jahrhundert die Tonsur und wurde Diaconus.
Er verfaßte ein Epos de actibus apostolorum in
2 Büchern in rhetorischer Weise und eleganter,
doch durch zahlreiche prosodische Willkürlichfeiten
entstellter Form.
Arätos, "AQcczog, l) S. des Kleinias von
Sikyon, geb. 271 v. C., wurde nach der Ermor¬
dung seines Vaters, sieben Jahre alt, nach Argos
gebracht und daselbst erzogen. Als er heran¬
gewachsen war, sammelte er die Flüchtlinge ans
seiner Vaterstadt um sich, vertrieb mit ihrer Hülse
den Tyrannen Nikokles aus Sikyon (Flut. Arat. 2.
Pol. 2, 43.) und bewog die Stadt dem achai-
ifchen Bunde beizutreten, welcher so gegen die