Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Veritas - 
rius Probus, eines gelehrten Grammatikers 
des 1. Jahrh. n. C., der eine kritische Ausgabe 
der Gedichte V.'s besorgt hatte. Von weit ge¬ 
ringerer Bedentnng ist der rhetorische Commen¬ 
tar des Donatus zu der Aene'is. — Die klei¬ 
nen Gedichte, Culex, Ciris, Copa, Moretum, 
und die sogenannten catalecta Vergilii gehören 
nicht dem Dichter, mit dessen Werken sie gewöhn¬ 
lich vereinigt sind, an, sondern rühren aus sehr 
verschiedener Zeit her. — Ansgg. von Burmann 
(1746), Heyne (zuerst 1767 ff., 4. Aufl. vou Wag¬ 
ner, 1830ff. Schnlausg. 1779 it. D.), Forbtger 
(4. Aufl. 1872 ff.), Wagner (3. Aufl. 1861; deutsch 
bearbeitet von Koch, 1849), Ladewig (zum Theil 
6. Aufl.), Kappes (1873 ff.), Ribbeck (1859 ff., tut. 
Hauptausgabe). Textausgg. von Jahn (4. Aufl. 
1850), Süpfle (1847), Haupt (2. Aufl. 1873), 
Paldamns (1854), Ladewig (1866), Ribbeck (1867) 
u. a. Ansgg. der Eelogen von Glaser (1876); 
der Georgika vou Glaser (1872); der Aeneis von 
Thiel (I834ff.), Hofmanu-Peerlkamp (1843), Goß- 
rou (2. Aufl. 1875). Berühmte Uebersetzung der 
Eclogen und Georgika von Boß (1797 ff.). — 
4) An einen Verg. oder Virg. hat Horaz eine 
Ode (4, 12.) gerichtet, der nach den Schoben 
ein Salbenhändler, wahrscheinlicher aber ein 
Arzt war. 
Ycritas, ’JXrjfreie:, Personification der Wahr¬ 
heit, mythologisch als Tochter des Zeus oder des 
Kronos, als Mutter der Tugend, Amme des 
Apollon bezeichnet. Dem Anaxagoras wurde ein 
Altar mit der Aufschrift tfj ’Alrjfrna errichtet. 
Verna oder Vernacülus heißt der Sklave, 
welcher seinem Herrn durch die Geburt angehört 
und deswegen dem Herrn näher steht, als der 
gekaufte. Darum war er nicht selten procax 
(Hör. sät. 2, 6, 66.). 
Verolamium, Hauptstadt der Cattuvellauni in 
Britannien, zwischen Loudiuium und Eboracnm, 
später bedeutendes römisches Muuicipium, bei der 
Empörnng der Britauuier zerstört. Tac. ann. 
14, 33. 
Veromantiüi, OvegoiiävSveg, richtiger Yiro- 
mandui, belgische Völkerschaft östlich von den 
Atrebaten, südlich von den Nerviern, im heut. 
Vermcmdois, mit der Hauptstadt Augusta Ve- 
romandnorum, j. St. Quentin. Caes. b. g. 
2, 4. 16. 
Verona, Ovt]qcov(x, Btiqcov, noch j. Verona, 
Stadt der Enganeer im transpadanischen Gallien 
am Athesis, später im Besitz der Cenomani (Liv. 
5, 35.), in der Folge römische Colonie (Tac. 
hist. 3, 8.) und sehr blühend. Hier waren Ca- 
tullns und Vitruvius geboren. Ziemlich voll¬ 
ständig hat sich, außer andern Alterthümern, 
erhalten das zu Diocletiaus Zeiten ganz ans 
weißem Marmor erbaute Amphitheater, 464' 
lang, 367' breit, das ans 48 Sitzreihen für 
22,000 Menschen Platz bot. 
Yerres s. Tullii, 3. 
Yerrius, 1) ein dem Genuß ergebener Römer, 
vielleicht Proprätor im I. 43 v. C. Cie. ad 
fam. 9, 20. 12, 14. — 2) Verr. Flaeeus, 
Grammatiker und Lehrer bei den Enkeln des 
Augustus, gestorben unter Tiberius, schrieb: re- 
rum memoria dignarum libri, und de ver- 
borum significatione. S. Fes tu s. 
Verrügo, Stadt der Volsker in Latium ant 
- Verus. 1221 
linken User des Trerus (auf dem j. Hügel Colle 
ferro). Liv. 4, 1. 55. 58. 5, 28. 
Yer sacrum, bei den Römern und Italikern 
die bei großer Gefahr dem Jupiter gelobte Opfe¬ 
rung alles Lebendigen, welches im nächsten Früh¬ 
jahr geboren werden würde, namentlich der Zie¬ 
gen, Schweine, Schafe, Rinder. Liv. 22, 10. 
In älterer Zeit wurden auch bisweilen sämmt¬ 
liche in einem Frühling geborene Kinder gelobt, 
die aber nicht geopfert, sondern, wenn sie heran¬ 
gewachsen waren, über die Grenze geschickt wur¬ 
den, um sich irgendwo niederzulassen. Manche 
leiteten ben Ursprung Roms von einem ver sa¬ 
crum ab. 
Verticordia, Wenderiit der Herzen, Betname 
der Venus; sie hatte einen Tempel an der sala- 
rischen Straße (s. Viae) und ein Fest am 
1. April. Nach Ovid (fast. 4. 157 ff.) wurde 
ihr dieser Tempel (um 114 v. C.) errichtet, da¬ 
mit sie die verdorbenen Gemüther der Frauen 
zmn Besseren wende. In demselben Sinne heißt 
sie auch ’AnoarQocpLix. Allgemeiner ward sie als 
eine in magischen Künsten, besonders in Ein¬ 
wirkung auf das menschliche Herz, erfahrene 
Venns gefaßt. 
Vertuuinus, Vortumnus (von verto), der 
Gott der Wandelung. Besonders bezieht sich 
diese auf die Veränderungen, denen die Früchte 
bis zur Reife unterworfen sind. Vertumnus 
gab den blühenden Segen des Frühlings unb 
die Ernten des Sommers und Herbstes; vor¬ 
wiegend aber wurde die Vorstellung eines Gottes 
des reifenden Herbstes, uub man feierte ihm 
baher im Oetober bie Ver tum Italien. Seine 
Gemahlin war Pomona, bie er bttrch mancherlei 
Verwanblnngen enblich gewann (Ov. met. 14, 
623 ff.). Uebrigens wurde feine Vorstellung er¬ 
weitert und fein Wesen auf alle Erscheinungen 
gebeutet, in denen der Begriff von vertere ge¬ 
funden werben kann, auf den Wechsel der Jahres¬ 
zeiten, ben Umtausch der Waaren, die Wandel¬ 
barkeit bes menschlichen Sinnes u. s. w. Man 
stellte ihn bar als einen schönen Jüngling, ober 
als wohlgebildeten, rüstigen Mann, bärtig, mit 
milden Zügen, mit einem Kranze von Aehren 
ober grünem Laube um bas Haupt, bas mit 
Früchten gefüllte Füllhorn im Arme, dem griechi¬ 
schen Dionysos ähnlich. Im Viens Tuseus stand 
ein Bild des Gottes, den die alte volsimsche 
Niederlassung in Rom als Hauptgott ehrte. Da¬ 
her wurde er für einen ursprünglich tnseischeu 
Gott gehalten. Wahrscheinlich aber ist er ein 
sabiiüscher Gott; der König Tatins soll ihn 
nach Rom gebracht haben. Ant Aventinns hatte 
er eine Kapelle, wo ihm am 13. August, wol 
zur Begrüßung ber Obstzeit, ein Opfer.gebracht 
würbe. 
Verülae, Stabt der Herniker in Latium, j. 
Veroli, später römische Colonie. Liv. 9, 42. 43. 
Flor. 1, 11. 
Verus, 1) L. Aelius, ein Sohn des Cejo- 
nius Commodns, wurde von Kaiser Hadrian 
adoptirt (Spart. Ver. 2.), starb aber noch vor 
diesem. — 2) Sein Sohn, L. Aurelins Be¬ 
rns, Adoptivsohn des Pius ober Antoninus Pins, 
entsprach ben Erwartungen besfelben nicht ganz, 
inbem er sich einem mehr weichlichen unb üp¬ 
pigen Leben ergab uub in ben von ihm ge-
	        
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