Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

4 Ackaemenid 
kommene persische Königshaus stammte. Hdt. l, 
125. 7,11. Er war ein Zeitgenosse des Meder¬ 
königs Phraortes, um 650 v. C., und unter¬ 
dessen Oberherrschaft Stammsürst der Landschaft 
Persis. Hdt. 1, 102. Die Familie war sehr reich, 
daher ihr Reichthum im Oriente sprichwörtlich für 
großen Reichthum. Hör. od. 2, 12, 21. — 2) Achä- 
menes, Sohn des Dareios I. Hystaspis und Bruder 
des Lerxes, unter dessen Regierung Statthalter 
von Aegypten, Hdt. 7, 97 ; später in dem Auf- 
stande der Aegypter gegen Artaxerxes I. Makrocheir 
unter Jnaros im Jahre 462 getodtet. Hdt. 7, 7. 
Acliaemeindes, aus Jthaka, begleitete ben 
Odysseus auf seiner Rückfahrt von Troja, wurde 
aber von diesem auf Sicilien zurückgelassen, als 
derselbe dem Polyphemos entronnen war. Als 
Aineias später nach Sicilien kam, nahm er den 
Achämenides mit sich. Verg. A. 8, 613. 
Acliaia, ’A^aia (niemals dreisilbig), ehemals 
Acyiuloq, Aiyiuleiu (Küstenland) geheißen (Strab. 
8, 383. Paus. 5, 1, 1. 7, 1, 1.), bedeutet 1) 
bei Herodot, Thukyd., Pausanias die Norbtüste 
des Peloponnes, welche die sogenannte zlcoSs-nd- 
tioIls umfaßte; bei Mela u. Auderu sind darunter 
2) auch die Gebiete v. Korinth, Phlius, Sikyon 
begriffen. Ferner begreift es 3) den ganzen Pelo¬ 
ponnes häufig bei Livins, Cicero, Cäsar und end¬ 
lich 4) das ganze Griechenland bis Thessalien 
hinunter als römische Provinz Achaja, im Gegen¬ 
satz zu Makedonien. — Das Land im ersteren Um¬ 
sange genommen grenzte im S. an Eleia uud 
Arkadien, im O. an Sikyon, im N. und W. an 
den korinthischen Meerbusen im weiteren Sinne. 
Die Größe betrug etwa 38 □ M. od. 210 □ 
Kilometer. Bis zu 8000 Fuß emporsteigende Ge¬ 
birge scheiden dieses Land von Arkadien: Kvllrivrj 
(Ziria), ÄQci&ig (Hagia Varvara), Ksqvvsik ogrj, 
’EQvnav&og (Olenos), von dem in nördlicher Rich¬ 
tung ein selbständiges Massengebirge, das IJav- 
ctxcciHov oQog (Voidia), fächerförmig an den korinthi¬ 
sch eit Meerbusen ausläuft. Die vielfach zerklüfteten, 
pittoreske Formen und Ansichten zeigenden Gebirge 
reichen au vielen Stellen bis unmittelbar an das 
Meer; die ebenen Theile betragen etwa nur 5% 
□ M., besonders am westlichen Abhang des Pan- 
achaikon am Meerbusen von Patrai bis zum Vorgeb. 
Araxos. lluter den Vorgebirgen ist im W. ''Aga^og 
(Kalogria) zu merken, dann 'Piov, j. Castello bi 
Moren (einst mit einem Poseibontempel), unb Jqz- 
hdcvov (Drepano) am Eingang bes innern korinth. 
Meerbusens. Die zahlreichen Flüsse haben wegen 
ber Nähe ihrer Quellgebirge einen kurzen Lauf 
unb zugleich eine sehr nnstäte Natur. Ihre seich¬ 
ter: Betten liege» im Sommer trocken, währenb 
sie in ben übrigen Jahreszeiten häufig mit Wasser 
überfüllt find. Die zerstörenbc Natur biefer Bäche 
wirb burch ihre alteu Namen Kgiög (Bock), Zvq 
ob. Zv&ag (Eber) u. a. bezeichnet. Nur von betn 
Krathis (j. Abreto) erwähnt Herobot (l, 145), baß 
er immer fließettb sei. Sichere Buchten fehlen fast 
gänzlich: beiher bas neugriechische Sprichwort, bie 
moreotische Küste habe bas Wasser, bie rumeliotische 
(nördliche) aber die Häsen. Auf den Bergen ge¬ 
deihen Bäume aller Art, in den culturfähigen 
Districten Oel, Wein, Getreide. Uebrigens wechseln 
rauhe Winde mit glühendem Sonnenbrand. Im 
Alterthum ist dieser Strich öfter von heftigen Erd- 
heben heimgesucht worden. In Westachaza bilden 
!8 — Acliaia. 
die Gebiete von Dy me, Olenos uud Patrai 
(j. Patras) landschaftlich ein Ganzes; die letztere 
Stadt verdankt ihrer guten Rhede ihre große Be¬ 
deutung als Handelsplatz nach dem italischen Meere 
im Alterthum wie in der Neuzeit. An das paträi- 
sche Landgebiet schließt sich nach Osten hin ein etwa 
130 Stadien langer Küstensaum, auf welchem einst 
fünf Städte neben einander bestanden; in der Mitte 
bes Gestabes Aigion, westlich bavon RHypes, 
östlich. Helike (373 v. E. mit Bura burch ein 
furchtbares Erbbebert zerstört unb vom Meere ver- 
schluugeu), Keryneia unb Bnra. Dann folgt 
die Hafenstadt Aigeira und Pellene, das wegen 
seiner Lage den feindlichen Uebergriffen der öst¬ 
lichen Nachbarn ant leichtesten ausgesetzt war. Die 
einzige binnenlandische Stadt und zugleich am 
höchsten gelegene ist Tritaia. welches in Folge 
seiner Lage sich eine Zeit lang (vermuthlich vor 
der Neubegründung des nchäijchen Bundes) an 
Arkadien angeschlossen hatte. — Vgl. Curtius, 
Peloponnesos I, S. 403 ff. Bursian, Geographie 
von Griechenland 1, S. 300 ff. — Die ältesten 
Bewohner waren Pelasger und Joner; letztere 
wurden zur Zeit ber borischen Wanberung von 
ben Achäern unter Tisamenos, bent Sohne bes 
Orestes, vertrieben und gingen nach Attika; das 
Land erhielt dann den Namen Achaia. Von den 
Innern rührt die Eintheilung in 12 Stadtgebiete 
her, welche mit demokratischer Verfassung unter 
den Achäern fortbestanden. Hdt. 1, 145. nennt 
folgende: Pellene, Aigeira, Aigai, Bura, Aigion, 
Rhypes, Patrai, Pharai, Olenos, Dyme, Tritaia. 
In anberer Zeit wirb Leoution statt bes zerstörten 
Rhypes unb Keryneia statt Aigai genannt. Vol. 
2, 41. Die zwölf Stadtgebiete blieben einzelne, 
gleichberechtigte Kantone. Durch Zurückgezogenheit 
von politischen Hänbeltt behaupteten sie lange ihre 
Freiheit, hielten sich fern von Theilnahme an ben 
Perserkriegen, unb auch im peloponnesischen Kriege 
blieben sie aus Abneigung gegen ben Dorismus 
neutral. Das Banb war anfangs ein meist reli¬ 
giöses, besoubers gemeinsame Opfer für Pofeibott 
zn Helike unb nach bessert Zerstörung burch Erb¬ 
beben 373 (Diod. Sic. 14, 48. Paus. 7, 24. Ov. 
met. 15, 293.) zu Aigion für Zeus Homarios ober 
Homagyros unb Demeter Partachaia. Sonst war 
bie Verbirtbnng nicht bebeutenb und löste sich mit 
der Zeit ziemlich. Doch zur Zeit der allgemeinen 
Noth durch Alexanders Nachfolger schloffen in der 
124. Olympiabe (281) bie 4 Stäbte Patrai, Dyme, 
Tritaia unb Pharai einen Bunb, betten sich balb 
noch. 6 anschlössen (ausgenommen Olenos unb He¬ 
like), Pol. 2, 41., um ihre politische Stellung zu 
wahren, ben achaiischeit Bunb. Bebeutung ge¬ 
wann berselbe aber erst burch bie Strategie bes 
Aratos, 251 v. C. Ihm gelang es burch Ueber- 
rebuttgskunst, die Tyrannen der peloponnesischen 
Städte zur Niederlegung ihrer Macht zu bewegen, 
besonders seitdem Semetrios von Makedonien, ihre 
Hauptstütze, gestorben war. Messenien, Elis, Sparta 
und ein Theil Arkadiens blieben dem Bunde noch 
fern. Doch war Aratos mehr Staatsmann als 
Feldherr; und als daher im I. 224 die Eroberung 
von Megalopolis und 3 glückliche Schlachten den 
Spartanerkönig Kleomettes III. vor bie Thore von 
Sikyon unb Korinth führten, blieb ben Achaiern 
nichts auberes übrig, als sich bent Antigonos Doson 
von Makebonien in bie Arme zu werfen, beffett
	        
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