202 Bratu spantium — Britaunia.
Bratuspantium, fester Ort der Bellovaci (zwi¬
schen Seine, Somme und Oise), j. Ruinen unweit
Bretenil; nach andern Montdidier. Caes. b. g. 2,13.
Brauron s. Attika, 18.
Breimus (— Häuptling, fett. Wort), 1) Au-
sührer der Gallier, welche um 390 v. C. in Italien
einfielen (Liv. 5, 33—49. Pol. 1, 6. Just. 6, 6.
Dion. Hai. 13, 7 ff.); sie verdrängten die Be¬
wohner Oberitaliens, und ein Stamm, die senoni-
ichett Gallier, bedrohte bereits die Tusker von
Clnsium. Diese riefen römische Hülfe an, nnd drei
Fabier wurden als Gesandte zur Vermittelung
hingeschickt (391). Weil diese aber an einem Treffen
in den Reihen der Clufiner Theil nahmen, zogen
die Gallier, da die Auslieferung der Fabier ver¬
weigert wurde, gegen Rom, vernichteten das von
den Fabiern geführte Heer an der Allia (16. Jnli
390), rückten in das verlassene Rom ein, brannten
es nieder und belagerten das Capitol. Die Rettung
desselben durch die Gänse, die Tapferkeit des Titus
Maulius, das Erscheinen nnd der völlige Sieg des
verbannten Camillus sind bekannte, vielleicht durch
die dichtende Sage erweiterte Erzählungen. Nach
Polybios zogen die Gallier ab, um ihr eigenes
Land gegen einen Einfall bcr Veneter zu ver¬
theidigen. Vgl. Ihne, tönt. Geschichte I, 221 ff. —
2) ein späterer Anführer zahlreicher gallischer Horben,
welche, gegen 200,000 Mann stark (Just. 24, 6.),
von ber Donau her in Makedonien eindrangen und
nach Besiegung des makedonischen Feldherrn So-
sthenes ihren verheerenden Zng (278 v. C.) gegen
Griechenland richteten. Die Griechen brachten etwa
24,000 Mann zusammen, über welche die Athener,
deren einst so volkreiche Stadt damals nur 1500
Krieger stellen konnte, den Befehl erhielten. Ge¬
beckt bnrch eine Flotte, besetzte bieses Heer ben
Engpaß von Thermopylai nnb vertheibigte dcn-
selben mit Erfolg gegen bie Angriffe ber Gallier,
bis biese einen Weg über ben Oite fanben unb
ben Griechen in bett Rücken kamen. Das grie¬
chische Heer schiffte sich nun ein. Währenb einige
Haufen ber Gallier sich gegen Thrakien ltnb Met-
kebonieit wenbeten, ja ein Theil sich sogar in Vor-
berasien niederließ, zog Brennus selbst mit einem
Theile seines Heeres gegen Delphoi; jedoch die
nur etwa 4000 Mann starke Schaar der Griechen,
denen ein furchtbares Ungewitter, welches große
Felsstücken von den Bergen losriß und auf die
Gallier herabstürzte, zu Hülse kam, kämpfte mit
sochem Heldenmuthe, daß die Gallier gänzlich ge¬
schlagen wurden, Brennns sich selbst töbtete und
das übrige Heer auf dem Rückzttge den Untergang
fand. Paus. 10, 19 — 33. L)iod. Sic. 22, 11 ff.
Just. 24, 6 ff. Auch in diesen Erzählungen be¬
ruht sicherlich Vieles aus Uebertreibung.
Breuni, Bgtvvoi, rätisches Volk itt Vinde-
licien, nordwestlich vom Brenner, südwestlich von
Innsbruck, deren Hauptstadt, Breunorum caput,
wahrscheinlich das heutige Bruueckeu war, wurde
nebst den Genauni von Drusus besiegt. Hör.
od. 4, 14, 11. Plin. 3, 30. Ptol 3, 20.
Briareos s. Hekatoncheiren.
Brisantes, BQLyccvTsg, das mächtigste, aus-
gebreitetste Volk Britanniens, welches den größten
Theil von Iorkshire, ganz Laneashire, Durham,
Westmoreland, Cnmberland und deu südlichen
Theil von Northumberland itirte hatte, mit ber
Stabt Eboraenm (Uork). Tac. Agr. 17. Sie
j hatten bnrch wieberholte Eiusälle bas nörbliche
Britannien sehr beunruhigt uub konnten erst un¬
ter Antoniuus Pins zur Ruhe gebracht werben.
Tac. ann. 12, 32. 36. 40. hist. 3, 45.
Brigant!lins lacns, auch 1. Yenetns, Acro-
nius, j. Bobeusee, benannt nach betn Volke ber
Brigantii mit ber Stabt Brigantinm (j. Bre¬
genz), an der Grenze von Ratten im nordwestl.
Vindelieien; er wird gebildet vom Rhenus, der
ihn durchfließt, und ist 470 Stadien (11V2 Meile)
lang. Die ausführlichste Beschreibung sindet sich
bei Ammianns Marcellinus (15, 4.). Bei einer
Insel desselben, wahrscheinlich Reichenau im Un¬
tersee, schlug Tiberius in einem Schiffstreffen die
Vindelicier. Strab. 7, 292.
Brilessos f. Attika, 2.
Briniätes oder Friuiates, Volk im östlichen
Ligurien, nahe den Apuaui, am obern Padus,
beim heutigen Brngnato. Uv. 39, 2. 9. 41, 19.
Brises und Briseis f. Achilleus, 3.
Britaunia, insulae Britannicae, Bqetccvvl-
y.ai vijcoi. Unter diesem Namen begriffen die
Alten ursprünglich alle nördlich von Gallien zwi¬
schen dem atlantischen und germanischen Meere
Megeticn Inseln. Die größte derselben wird be¬
sonders Britaunia genannt, mit einheimischem
Namen Albion, d. i. Alba-inn, Bergiusel, und
wurde den Griechen zuerst durch Pytheas, deu
Römern erst seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrh,
v. C. genauer bekannt. Die Angaben über die
Größe lauten sehr verschieden, man gab den Um¬
sang zu mehr als 40,000 Stadien an, Cäsar zu
2000 Millien oder 16,000 Stadien, Plinins zu
3825 Millien. Die Gestalt der Insel sollte einem
Dreieck gleichen (Caes. b. g. 5, 13. Diod. Sic.
5, 21.), bis Livins und nach ihm Tacitus (Agr.
10.) sie richtiger mit einer scutula oder bipennis
verglichen. Auch über bie Lage ber Insel herrsch¬
ten ganz falsche Ansichten, weil man bie Ost-
küste Britanniens parallel cotistruirte mit ber
in norbwestl. Richtung angenommenen Westküste
Galliens, so baß bie norböstl. Küste ber Rhein-
münbnng gegenüber zu liegen, kam. Bei beit
Galliern faub sich wenig Kuitbe von der Insel,
was Cäsar um so mehr reizte, seine beiden Ueber-
gänge zn unternehmen (b. g. 4, 20—36. 5, 5—23.),
im I. 55 und 54 v. C., deren Erfolg freilich den
Erwartungen nicht entsprach. Erst unter Clau¬
dius (45 n. C.) faßten die Römer im südlichen
Theile festen Fnß. Tac. Agr. 13. ann. 13, 27.
Suet. Claud. 17. In den nächsten Jahren folg¬
ten manche den Römern sehr verderbliche Auf¬
stände, bis nach mehrjährigem glücklichem Kampfe
Julius Agricola unter Titus und Domitian die
größere südliche Hälfte der römischen Herrschaft
unterwarf (78—84) und zur Provinz machte,
Britannia Romana. Tac. Agr. 14—40. Viele Be¬
festigungen wurden gegen N. angelegt, konnten
aber die Einfälle der nördlichen Stämme nicht hin¬
dern, weshalb sich Hadrian bewogen fand bic Grenze
weiter zurückzunehmen unb einen festen Wall (ober
MauerV), ben jetzigen Pictenwall, von 80 Mtöten
Länge zu ziehen, ber im W. bis zum Jtuna
Aestuariuum (jetzt Solway-Firth), im £). bis
zur Müubung der Vedra (j. Weare) reichte (Spart.
Hadr. 5, 11.), bis später Antoniuus Pius nörd¬
licher einen zweiten Wall vom Clota Aestua-
rium (Firth of Clydc) im W. bis zum Bodotria