IV * Vorrede zur ersten Auflage.
Zeitiger und lückenhafter ausfallen muffen. So schwierig also auch die Aufgabe erscheinen mochte,
eine äußere Gleichförmigkeit und Einheit herzustellen, konnte doch die Arbeit nur unter vielseitigem
Beistände unternommen werden. Glücklicher Weife hat der Herausgeber sich in dem Vertrauen auf
diese Hülfe befreundeter Genossen nicht getäuscht: sie ist ihm im erfreulichsten Maße mit der treuesten
Sorgfalt und Ausdauer zu Theil geworden, und zwar jedes Mal gerade in solchen Fächern, wo
entweder überwiegende Neigung oder frühere Leistung und eigene Erfahrung die Mitarbeiter vor¬
zugsweise befähigte. sDie Mitarbeiter warnt Professor Dr. Classen (jetzt Director n. D. in Ham¬
burg), Professor Dr. Eckstein (jetzt Gymnasialdireetor in Leipzig), Subrector Dr. Hudemann
(jetzt in Plön), Professor Dr. Jessen (jetzt in Hadersleben), Professor Jnngclanßen (jetzt in
Flensburg), Professor Dr. Keil in Halle, Oberlehrer Dr. Pfitzner in Parchim, Professor Dr. Rein
in Eisenach (j), Dr. Siefert (Gymnasialdireetor in Flensburg, f), Professor Stoll in Weilburg,
Professor Dr. Witzschel in Eisenach (f), Sourector Zelle (jetzt in Eöslin) und endlich der Heraus¬
geber selbst.]
Daß bei solcher unvermeidlichen Zertheilnng der Arbeit die Herstellung einer äußeren Gleich¬
förmigkeit wie eines genaueren inneren Zusammenstimmend in allen Theilen, zumal in nah¬
verwandten, sich einander berührenden, aber von verschiedenen Verlästern bearbeiteten Gebieten, eine
überaus schwierige Sache sei, die sich mit einem Male fast unmöglich erreichen läßt, wird einem
Jeden auf den ersten Anblick einleuchten. Was dadurch int einzelnen für Mühe entstanden, welche
Unebenheiten ausgeglichen, und welche Schwierigkeiten zu überwinden gewesen sind, ist dem fertig
vorliegenden Werke nicht mehr anzusehen.
Was die Orthographie betrifft, so ist mit möglichster Sorgsalt sowohl für das Deutsche als
auch für das Antike eine feste Einheit und Gleichförmigkeit erstrebt, aber freilich nicht immer erreicht
worden. Bei der Schwierigkeit, in einem Werke, in welchem das griechische und römische Alterthum
in ununterbrochenem Wechsel behandelt wird, daneben aber auch noch anderes vorkommt, was zu
beiden nicht gehört, eine conftante Festigkeit der Schreibung zn bewahren, wird man kleinere Ab¬
weichungen und Unregelmäßigkeiten mit Nachsicht beurtheilen. Es sollten nach dem angenommenen
Grundsätze die griechischen Namen und Wörter mit griechischer, die römischen mit römischer, alle
übrigen antiken Namen aber, wenn keine andere Richtschnur vorlag, nach Maßgabe derjenigen
Sprache, durch deren Vermittelung sie uns hauptsächlich überkommen sind, geschrieben werden. Eine
besondere Schwierigkeit bildeten dabei jedoch die mehr oder weniger unserer Sprache sich anschließen¬
den Endungen, bei denen oft der Wohlklang einem Festhalten der antiken Form widerspricht. Abe-r
selbst in Bezug auf diese Endungen war es schwer ein festes Princip zn gewinnen, und ich finde
hinterdrein, daß auf diese Weise manche Formen zur Anwendung gekommen sind, gegen die sich
unser Ohr sträubt. Es hängt das freilich zum Theil mit dem noch obwaltenden Mangel einer
festeren Gewöhnung an die griechischen Formen im allgemeinen zusammen, und doch wird es gewiß
richtiger sein, diese zu recipiren, da das cousequente Durchführen der lateinischen Schreibung doch
am Ende weder an sich richtig, noch ohne neue unb große Schwierigkeiten möglich ist.
In ber Beschränkung bes Umsangs nach allen Seiten hin war es nicht minber schwer
eine scharfe und richtige Grenzlinie zu ziehen. Auch die übrigen Völker der alten Geschichte außer
den Griechen und Römern mußten zum Theil in den Kreis des Werkes hineingezogen werden, doch
möglichst immer nur so weit, als sie mit diesen oder ihrer von unserer Gymnasialjugend gelesenen
Literatur in Berührung gekommen sinb.
Die Veranschaulichung der wichtigsten Gegenstänbe aus bem Leben, ber Culturgeschichte,
ber Topographie re. mit Hülfe der in Holzschnitten gegebenen Illustrationen wäre gern weiter
ausgedehnt worden, wenn nicht das Maß der Opfer, die der Herr Verleger dafür schon bereitwilligst
dargebracht hat, allzusehr hätte überschritten werden müssen. Einzelnes, was beabsichtigt wurde,
mußte geradezu deshalb wieder aufgegeben werden.
Die rechte Frucht der ganzen Arbeit wird nun aber völlig von der Art ber Benutzung ab¬
hängen; es wirb durch den Erfolg sich erst bestätigen müssen, ob in unseren deutschen Gymnasien
das Buch in der mit demselben beabsichtigten Weise nach der nunmehr vorliegenden Leistung wird
verwendet werden können und werden. Allerdings glaubt der Herausgeber nämlich, daß es möglich
sei, durch ein solches Lexikon dem jungen Leser der Alten die ihm zum Verständniß nöthigen sach¬
lichen Kenntnisse auf eine wirksamere Weise mitzutheilen, als wenn dieselben in den für gleichen Zweck
bestimmten Bearbeitungen der Schulautoren mit steter Wiederholung ihm mühlos vorgeführt werden.
Nur aus solche Weife wird eine die Selbstthätigkeit weckende Erklärung der Alten bei der Jugend
zu erreichen sein, und nur wenn sie dazu auch schon bei der häuslichen Vorbereitung angehalten
wird, erscheint es möglich, die höhere Aufgabe eines auch inneren Verständnisses, insbesondere der
künstlerischen Komposition des Schriftwerks, der den Schriftsteller bewegenden gestimmten Welt¬
anschauung, des Verhältnisses der classischen zur christlichen Bildung in ihren Hauptmomenten
u. dgl. nt. in den Kreis der Interpretation hineinzuziehen. Daneben sollte das Buch insbesondere
in allen feinen größeren und zusammenfassenden Abschnitten dem Schüler auch zu selbständigen