Full text: Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien

II. Die Zeiten bei Religionskriege. 209 
erst 38 Jahre alt) überwog die Freude des Siegs. Die 
deutschen Stände glaubten auch kaum, daß sich die Schwe¬ 
den würden länger halten können. Allein der schwedische 
Reichskanzler Oxenstierna, ein umsichtsvoller, kräftiger 
Mann, Gustav's treuester Freund und Rathgeber, nahm 
mit großer Geschicklichkeit den Krieg in die Hand. Er 
wandte sich besonders an Frankreich, vereinigte die vier 
Kreise des südwestlichen Deutschlands zu einem Bund, 
dessen Direktor er wurde, nnd gewann das Zutrauen der 
Stände auch damit, daß er den Nachkommen Friedrichs V. 
in die Rheinpfalz wieder einsetzte. So behaupteten die 
Schweden vorerst allerwärts das Uebergewicht; nnd in 
manche Hausen vertheilt, siegten sie im Elsaß, in Schwa¬ 
ben, Bayern, Niedersachsen :c. — Unterdessen war der 
Kaiser mit Wallenstein höchst unzufrieden geworden. Er 
that nichts nach dem Wunsche der Jesuiten und weigerte 
sich hartnäckig, auch nur Bayern zu entsetzen. Sein Be¬ 
nehmen wurde immer zweideutiger: er wollte den grausen 
Krieg beenden und pflog sogar geheime Unterhandlungen 
mit Frankreich. Ein Versuch, sich seines Heeres im Noth- 
fall zu versichern, verrieth seine Gedanken und führte sei¬ 
nen Untergang herbei. Er wurde in die Acht erklärt 
und zu Eg er im Namen des Kaisers meuchlerisch ge- 
tödtet (Febr. 1634). Weder Unterthan noch Herr, hatte 
er sich auf die dem Kaiser abgedrungene Ausnahmsstellung zu 
viel eingebildet; keine Hand rührte sich seinen Tod zu rächen. 
§ 83. Nun wurden die kaiserlichen Truppen mit 
Nachdruck gegen die Schweden gerichtet; 6. Sept. 1634 
erlitten diese die empfindlichste Niederlage bei Nord fin¬ 
gen. Sie verloren 12000 Todte, über 6000 Gefangene 
und fast alles Geschütz und Gepäck. Jetzt warf sich das 
südwestliche Deutschland den Franzosen in die Arme! 
Mau versprach ihnen das Elsaß, ohne viel Hilfe von 
ihnen zu haben. Oesterreich gewann wieder Ansehen und 
schon im Mai 1635 kam es zu dem Frieden von 
Prag zwischen dem Kaiser und Kursachsen, in welchem 
allen Ständen, die beitreten würden, außer der Pfalz, 
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