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2. Die Kriege mit Tarquinius. Der vertriebene Tarquinius
machte wiederholte Versuche, den Thron wieder zu erobern.
a) Zuerst versuchte er, durch Verrat eine Partei für seine Zurück¬
berufung zu gewinnen. Aber die Verschworenen wurden ent¬
deckt und hingerichtet (darunter die Söhne des Konsuls Brutus).
b) Dann bewog er die Vejenter und Tarqninienser zn einem Kriege
gegen Rom, der aber erfolglos war.
c) Hierauf gewann Tarquinius den Porsena, König von Klusium,
für seine Sache. Dieser zwang die Römer, ein Gebiet abzu¬
treten und Geiseln zu stellen. Die Rationalcitclfcit der Römer
hat diese auf ihre Ehre fallenden Schatten durch die Sagen von
Horatins, Mmins und Klölia in ein helleres Licht gestellt.
(I) Zuletzt traten die Latiner für die Sache des Tarquinius ein.
Sie wurden aber am See Regillns von dem Diktator Anlns
Posthnmius geschlagen, 496. Nicht lange darauf schlossen die
Römer mit 30 latimschm Städten ein Schutz- und Trutzbünd¬
nis. Tarquinius starb 495 in Knmä.
Weginn des Werfassnngskampfes zwischen den Patriziern
und Kteöejern.
1. Die Einsetzung der Volkstribunen.
A. Veranlassung. Zwischen den Patriziern und Plebejern hatte
sich im Lause der Zeit ein doppelter Gegensatz gebildet: a) ein
politischer, b) ein sozialer.
ad a) Die Patrizier waren im Besitz der bürgerlichen und
prtesierlichen Ämter, herrschten im Senat, beeinflußten
die Beschlüsse der Ceuturiatkomitien und erbten die
Rechtstraditionen wie eine Geheimlehre fort,
ad b) Die Plebejer waren durch die Kriege, in denen sie zwar
den Ansfchlag gegeben hatten, verarmt; vom ager
pnblicns waren sie aber ausgeschlossen. Dazu bestand
ein strenges Schuldrecht. Der Schuldner haftete mit
feiner Person für die Schuld und wurde in der Ge¬
fangenschaft oft gemißhandelt. Der Zinsfuß war hoch.
B. Auswanderung der Plebejer. Als daher ein Krieg mit
den Sabiueru ausbrach, ließen sich die unzufriedenen Plebejer
nur durch Versprechungen der Abhilfe ihrer Not zur Teilnahme