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er welche Greuel die Türken an den Pilgern und den heiligen Stätten verübten.
Er betete, klagte, weinte uud forderte das Volk zur Befreiung Jerusalems auf.
3. Kirchenversammlung in Clermont. 1095 berief der Papst eine Kirchen- 1095
Versammlung nach Clermont. Hier auf freiem Felde schilderte er, wie der
Tempel in eine Moschee.verwandelt, die Bilder des Heilandes an Nase und Lhr,
an Arm und Bein verstümmelt und die Christen gemartert und geschändet
worden seien. Wer an dem Kampfe gegen die Ungläubigen teilnehme, dem
^wurde Vergebung der Sünden und einiger Sohn im Himmel zugesichert. „Gott
will es, Gott will es!" erscholl es ans dem Munde aller, und Tausende waren
bereit, zum Kampfe gegen die Ungläubigen auszuziehen. Sofort schnitt der
Papst aus seinem Purpurmantel Kreuze und heftete sie den Vornehmsten auf
die rechte Schulter. Bald trug jeder, der mitziehen wollte, ein solches Zeichen;
daher die Benennung Kreuzfahrer und Kreuzzug.
4. SScQCtftct’Uttg. In wenigen Wochen verbreitete sich diese Begeisterung
durch alle christlichen Länder. Am Himmel erschienen Kometen und Nordlichter;
ein Priester glaubte, ein Schwert, ein anderer, ein ganzes Heer in den Wolken
gesehen zu haben. Kein Stand, kein Alter wollte zurückbleiben. Der Landmann
verließ den Pflug, der Hirt feine Herde, der Vater die Kinder, der Mönch die Zelle.
(Sin neuer Geist war über Europa gekommen. Doch nicht immer waren es lautere und
edle Gründe, die die Kreuzfahrer hinaus trieben; manchen 9iitter lockten Abenteuer,
bem Leibeigenen winkte die Freiheit, und viele Arme hofften auf reiche Beute.
5. Die ersten Kreuzfahrer. Ein Teil ber Kreuzfahrer konnte bie Zeit nicht
erwarten, bis bie Rüstungen ber Fürsten beenbet waren. Daher zogen sie im
Frühjahre 1096 unter Peter von Amiens unb Walter von Habenichts
voraus. Nur wenige von ihnen hatten Waffen, bie meisten waren Bauern unb
Leibeigene, bie sich burch Raub unb Morb bereichern wollten. Die Ungarn
aber, baburch erbittert, fielen über bie wilben Banden her unb erschlugen eine
große Zahl. Anbere würben burch Hunger unb Krankheit dahingerafft; bie aber,
bie mit Peter Asien erreichten, würben fast alle von ben Türken vernichtet. So
waren an 100000 Menschen ums Leben gekommen, unb nur mit einem kleinen
Häuslein kehrte Peter nach Konstantinopel zurück.
6. Das Hauptheer. Antiochien. Inzwischen hatte das Hauptheer feine
Rüstungen vollendet. Es bestand aus den edelsten Rittern Frankreichs und würbe
von Gottfrieb von Bouillon geführt. Seinen Weg nahm es burch Ungarn ioog
unb die Türkei. Bei Konstantinopel fetzte es nach Asien über. Der ganze
Zug, der sich ans 600000 Personen zusammensetzte, bewegte sich nur langsam
vorwärts. Heißer Sonnenbrand erschlaffte die Glieder, und bald fehlte es auch
an Lebensrnitteln. Endlich erreichte man das von den Türken besetzte Anti¬
ochien. Nach achtmonatiger Belagerung wurde bie Stadt erobert unb ein über¬
mächtiges türkisches Heer, bas zum Entsatz herbeieilte, in bie Flucht geschlagen.
Nun war ber Weg nach Jerusalem frei.
7. Eroberung Jerusalems. Um bie Pfingstzeit 1099 erreichte bas Heer endlich
Jerusalem. Beim Anblick ber heiligen Stabt fielen alle auf bie Knie unb
stimmten Lobgesänge an. Die Stabt würbe von 40000 Kriegern verteidigt, bie
Kreuzfahrer aber hatten nur noch 20000 kampffähige Männer. Nach einer Be¬
lagerung von vier Wochen würbe bennoch bie Stabt erstürmt, und mit dem 1099