VII Die Römer. 71
entsetzlichsten Blutgier gegen die Sullaner. _ Marius starb
86, und Cinna wurde erschlagen. Sulla jedoch kam (83)
zurück aus Asien. Alles zitterte vor ihm, uud der Senat
bat flehentlich um Schonung. Zuerst schlug er die Ma-
riauer, die 200,000 Mann zählten, eroberte Italien uud
feierte seine Triumphe. Dauu überließ er sich feiner
Rachgier. Die Bürger von Präneste, 12,000 an der
Zahl, ließ er auf einen großen Platz treiben und Mann
für Mann mit Pfeilen todtschießen. Von den Sklaven¬
truppen des Marius ließ er 6000 Mann in die Renn¬
bahn einschließen und schauderhaft niederhauen. Eben hielt
er in einem nahen Tempel vor dem Senate mit größter
Kaltblütigkeit einen Vortrag, indeß das Geschrei und Win¬
seln der Sterbenden und das Klatschen der Säbel auf
die Köpfe der Unglücklichen durch die Fenster drang. Der
Senat faß schaudernd und todesbleich da. „Nur ruhig,"
sagte Sulla," bekümmert euch nicht um das, was draußen
vorgeht; es sind nur einige unnütze Menschen, die auf
meinen Befehl gezüchtigt werden." Damit war es nicht
genng. Er hieng Proseriptionstafeln aus, auf welchen
die Namen Aller, die er für Mariatter hielt, als dem
Tode verfallen, ausgeschrieben waren. Als die Schreckens¬
zeit vorüber war, fand sich's, daß 15 Consuln uud Con-
sularen, 90 Senatoren, 2000 Ritter und über 100,000
Bürger umgekommen waren. Er wurde nun zum bestän¬
digen Dictator gewählt, legte aber nach drei Jahren sein
Amt nieder und verpraßte vollends sein Leben, das an einer
scheußlichen Krankheit endete (78).
Bald darauf wurde Po mp ejus durch Leutseligkeit
und Waffenglück der Abgott des Volks. Neben ihm er¬
hob sich Julius Cäsar, ein Mann von den glücklich¬
sten Talenten und so großem Ehrgeize, daß er lieber in
einem Dorfe der Erste als in Rom der Zweite sein wollte.
Zuerst verbanden sie sich mit einander, und nahmen einen
Dritten, Crasstts, den nur der Reichthum auszeichnete,
itt ihren Bund. Sie schloßen heimlich das sogenannte
Triumvirat (Herrschaft dreier Männer) und vertheilten