— 9 —
Uferstraße berührte auf ben Himmelgeister Wiesen, von bem Fährhause
„Auf ber Jücht" in ber Richtung nach Machcrschcib, bas Dussel-
bors er Gebiet unb führte bann, über Grimlinghausen, Neuß unb
Heerbt kommend, burch Ober- unb Nieberkassel nach Lörick. — Im
Laufe bcr Jahre entwickelte sich ein lebhafter Hanbclsvcrkchr zivifcheu
bcn Bewohnern bcr bcibcn Rheinseiten. Zahlreich anfgefunbene römische
Münzen, üonwaren unb Glasgefäße können uns davon erzählen.
Ansiedelung der Tenkterer. Der römische Kaiser Trajan ge¬
stattete ben Germanen enblich um bas Jahr 100 n. Chr., bte bis
bahin unbewohnten Gaue auf beut rechten Rheinufer ivicbcr zu be¬
setzen. Das Laub zwischen Ruhr uitb Wupper, also auch unsere
Gegenb, nahmen bte Tenkterer in Besitz, bereit Vorfahren ja auch
schon am Riebcrrhein gewohnt hatten. Sie zeichneten fiel) vor ben
anbercit Germanen besonbers burch ihre treffliche Reiterei aus. Die
Reitkunst war bas Spiel ber Kinber, bcr Wettstreit bcr Männer
und noch bic Beschäftigung bcr Greise. Währenb Haus, Hof unb
Gesinbc beim Tode des Vaters an ben ältesten Sohn fielen, würben
bie Rosse stets nur beut kriegstüchtigsten, tapfersten ber Söhne ver¬
erbt l. Die Ansicbclung int römischen Grenzgebiete machte bic bis
bahin freien Tenkterer zu Untertanen bcr Römer. Sie mußten eine
jährliche Abgabe an Vieh unb Betreibe entrichten. Auch waren sie
verpflichtet, bic Straßen, Lanbwehren unb Schanzen in Orbnung zu
holten unb zu bewachen.
Kämpfe zwischen Franken und Römern. Das Abhäigigkeits¬
verhältnis bcr ant rechten Ufer seßhaft geworbenen Germanen dauerte
etwa 150 Jahre. Unterdes waren bic freien Germanen, bie int Laufe
bcr Jahre bcn gemeinsamen Rauten Franken annahmen, unablässig
bemüht, bie Römer zurückzubrängen. Im Jahre 255 hatten sic
schließlich bic ganze rechte Rheinseite wieder in ihrer Gewalt. Das
Gebiet der heutigen Stadt Düsseldorf wurde durch den fränkischen
Stamm der Brukterer besetzt. Dach hielten die römischen Festungen
ant Rheine noch hundert Jsthre lctng den Angriffen der Frcmken
staub, bis biefe int Jahre 355 in einem gewaltigen Kriegszuge
vierzig römische Stäbte unb Kastelle aus einmal zerstörten. Zwar
ließ ber römische Kaiser Julian biefe Festungen nochmals instaub
setzen. Aber bas Kastell an ber Erstmünbung würbe nicht wicber
ausgebaut, vielmehr bas Lager nun an bie Stelle verlegt, wo heute
bas Rathaus unb bie Quirinuskirche von Neuß stehen. Die Trümmer
bes alten Novaesium verfielen immer mehr, bis ber Rhein sie mit
Sanb unb Kies bcbeckte2. Zur Zeit ber Völkcrwanbertmg brangen
1 Die Abkömmlinge dieser Tenktererrosse haben sich in den großen Waldungen
zwischen Kalkum, Natingen und Duisburg Jahrhunderte hindurch erhalten. Im
Jahre 1814 wurde der Rest, 260 Pferde, cingefangcn und verkauft.
2 Vor einigen Jahren hat man das Römerlager ausgegraben und dabei viele
Überreste aus alter Zeit gefunden.