Full text: Düsseldorf im Wandel der Zeiten

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6. Der Jülich Klevische Lrbfolgestreit. 
Die streitenden Parteien. Nach einer früheren Bestimmung 
des deutschen Kaisers mußte nun die Erbfolge auf Eleonore, die 
älteste Schwester Johann Wilhelms' oder deren Nachkommen über¬ 
gehen. Diese war aber schon vor dem Bruder gestorben und hatte 
aus ihrer Ehe mit dem Herzog von Preußen nur Töchter 
hinterlassen. Anna, die älteste, vermählte sich mit dem Kurfürsten 
Johann Sigismund von Brandenburg, und dieser bean¬ 
spruchte nun für seine Gemahlin das reiche Erbe. Damit war jedoch 
der Gemahl der jüngeren Schwester Johann Wilhelms, der Pfalz¬ 
graf von Neuburg, nicht einverstanden. Er begehrte die Nach¬ 
folge für feinen Sohn Wolfgang Wilhelm. 
Besitzergreifung Düsseldorfs. Einige Tage nach dem Tode 
Johann Wilhelms erschien der brandenbnrgische Gesandte Stephan 
von Herteseldt in Düsseldorf, um dieses für feinen lnrstirst- 
lichen Herrn in Besitz zu nehmen. Es war an einem Sonntag; 
eine große Menschenmenge wogte durch die Straßen. Herteseldt ritt 
durch das Nntinger Tor, die Ratinger Straße und die Alte Stadt zum 
Schlosse hin, wo ihm jedoch der Einlaß verweigert wurde. Vom 
Ratinger Tor hatte er altem Brauche gemäß durch Offnen und 
Schließen Besitz ergriffen; ein gleiches wollte er auch am Schlosse 
tun, konnte es aber nur sinnbildlich ausführen durch Berühren der 
Torringe. Daraus ritt er zum Markte, stieg vom Pferde, trat in 
das Rathaus ein und verkündete die Besitznahme. Unterdessen hatte 
sich die Volksmenge vermehrt, die staunend dem Verfahren des 
Brandenburgers zuschaute und es teils mit Beifallrufen, teils aber 
auch mit lernten Zeichen der Mißbilligung begleitete. Dann ritt er 
durch die Flinger Straße zum Flingcr Tor, und als er dieses ver¬ 
schlossen fand, längs des Walles — durch die heutige Wallstralze 
— zum Berger Tor, das damals am Ausgange der Berger Straße 
stand. Hier wiederholte er mit lauter Stimme, daß der Kurfürst 
von Brandenburg Besitz von der Stadt genommen, und ließ zur 
Bekräftigung feiner Worte das brandenlmrgische Wappen anheften. 
Zum erstenmal hatte nun der b r a n de n bn r gi s ch e Adler 
Wilh elm bet Reiche. 
Maria Elenore i" 1608, 
verm. mit dem Herzog 
von Preußen. 
Joh. Wilh t 1G09, 
verm. mit 
Jakobe von Baden. 
Anna, verm. mjt 
dem Pfalzgrafen 
von Neuburg. 
Anna verm. mit dem 
Kurfürsten Joh. Sigismund 
von Brandenburg. 
Wolfgang Wilhelm.
	        
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