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3. Die Tanne war wie lebend;
in Trauermelodie,
durch alle Fasern bebend,
sang diese Worte sie:
4. „Du kehrst zur rechten Stunde,
o Wanderer, hier ein!
Du bist's, für den die Wunde
mir dringt ins Herz hinein!
5. Du bist's, für den wird werden,
wenn kurz gewandert du,
dies Holz — im Schoß der Erden
ein Schrein zur langen Ruh!
6. Vier Bretter sah ich fallen,
mir ward's ums Herze schwer,
ein Wörtlein wollt' ich lallen,
da ging das Rad nicht mehr.
72. Das Gewitter.
Gustav Schwab.
Gedichte. 4. Auflage. Stuttgart und Tübingen. 1851. S. 197.
ED: Morgenblatt für gebildete Ständen 1829. Nr. 16. S. 61.
1. Urahne, Grobmutter, Mutter und Kind
in dumpfer Stube beisammen sind;
es spieélet das Kind, dié Mutter sieh sehmũckt,
Grobmutter spinnet, Urahne gebückt
sitzt hbinter dem Ofen im Pfühl. —
Wie wehen die Lüfte so schwül!
2. Das Kind spricht: „Morgen ist's Peiertag!
Wie will ieh spielen im grünen Hag,
wie will ich springen dureb Tal und Höhn,
wie will ich pflücken viel Blumen schön;
dem Anger, dem bin ich hbold!“ —
Hört ihr's, wie der Donner grollt?
3. Die Mutter spricht: „Morgen ist's Peiertag!
Da halten wir alle fröblien Gelag,
ich selber, ich rüste mein Peierkleid,
das Leben, es hat auch Lust naech Leid; —
dann scheint dié Sonne wie Gold!“
Hört ihr's, wie der Donner grollt?