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Germanen — Nachbarn. (?) Erst im 10. Jahrhundert kommt das
Wort „teutsch," „deutsch" vor; es rührt her von dem germanischen
Volke der Teutonen, das an der Ostsee wohnte und dessen Name mit
unserm deutschen Volksnamen dieselbe Bedeutung hat. Verwandte Aus¬
drücke sind thiuda (got.) und diot (ahd.) — Volk. (Nach Tacitus
feierten die Germanen den Tuisko und dessen Sohn Mannus als die
Ahnherren ihres Geschlechts.)
Die Germanen waren, wie die meisten Völker in den Anfängen,A°i-
ihrer Kultur, ein kriegerisches Volk. Die Feldarbeit überließen sie 9un8-
den Sklaven. Im Frieden suchten sie auf der Jagd Gefahr, Kampf
unb Beute. Oder sie ergaben sich der müßigen Ruhe, langem Schlaf,
gemeinsamen Schmausereien unb bem Würfelspiel, bem sie Hab unb
Gut. selbst bie Freiheit opferten. Oft zog, wenn Friebe war. bie
wehrhafte Jugenb unter einem selbstgewählten Häuptlinge auf kriege¬
rische Abenteuer aus ober nahm Kriegsbienste bei sremben Fürsten.
(Diese Sitte ber Deutschen. Fremben zu bienen, hat sich bis in bie
neuere Zeit erhalten.) Der einzig ehrenvolle Tob war ber Tob auf
dem Schlachtfelbe; ber „Strohtob" (auf bem Bette) war verachtet.
Selbst in bie Familie brang ber kriegerische Geist. Der Mann be¬
schenkte seine Braut nicht mit Schmucksachen, sonbern mit einem
gezäumten Pserb. mit Speer ober Schwert, unb eben solche Geschenke
brachte bie Jungfrau ihrem Verlobten bar. Die germanische Frau
begleitete ihren Mann in bie Schlacht, sie brachte ihm Speise unb
ermunternben Zuspruch, sie verbanb seine Wunben, ja, sie kämpfte in
gefahrvollen Augenblicken selbst gegen bie Feinbe. In ben Frauen
erblickten bie Germanen von ber Gottheit begeisterte unb geweihte
Persönlichkeiten. Man schrieb ihnen bie Gabe ber Weissagung zu
(Drusus an ber Elbe) unb hörte gern auf ihren Rat (Velleba);
manche Frauen begleiteten als Priesterinnen bas Heer in ben Krieg
(Ariovist).
„Ihre (ber Germanen) Nahrung", sagt Cäsar, „bilben Haupt- Nah¬
sächlich Milch, Käse unb Fleisch, nur zu einem kleinen Teil (betreibe;
sie kümmern sich wenig um ben Ackerbau, bagegen viel um bie Jagb."
Einige Stämme, bie Usipeter unb bie Tencterer, betrieben jeboch ben
Ackerbau fleißig. Festen Privatbesitz an Grunb unb Boben sanb Cäsar
bei ben Germanen noch nicht. Er sagt: „Die Häuptlinge unb Vor¬
steher verteilen bas Sanb unter bie Stämme unb Sippschaften (Ge¬
schlechter), aber nur auf ein Jahr, bann werben bie Besitzer ge-